Historischer Hintergrund

Nina Kohl

 

1. Zusammenfassung der Geschichte Zentralamerikas von der Eroberung bis zur zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts

2. Geschichte einiger Länder Zentralamerikas von der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts bis zur Gegenwart – kurzer Abriss

Guatemala

El Salvador

Costa Rica

Honduras

Quellen

 

1. Zusammenfassung der Geschichte Zentralamerikas von der Eroberung bis zur zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts

Eroberung durch die Spanier

Vor der Eroberung Zentralamerikas lebten viele verschiedene Ethnien in diesem Gebiet. Die größte Bevölkerungsgruppe waren die Maya. Diese Kultur hatte bereits im ersten Jahrtausend nach Christus eine hochstehende Zivilisation hervorgebracht, welche insbesondere in der Astronomie und Mathematik, der Kunst und Architektur (sie gelten als die „Griechen“ Lateinamerikas) glänzende Leistungen aufzuweisen hatte. Sie entstand in dem Gebiet des heutigen Guatemala und breitete sich bis in die heutigen Gebiete Belize, Honduras und Yucatan aus. Guatemala war das Zentrum der alten Mayakultur. Die größte Mayastätte ist Tikal im Petén- Gebiet im Norden des Hochlands; sie umfasst ungefähr 3000 Bauwerke, darunter auch große Tempelpyramiden, Plätze und andere Monumentalbauten, die sich über eine Fläche von ungefähr 15 km² erstrecken. In dieser Stadt lebten zu ihrer Blütezeit etwa 50 000 Menschen.

Die Entdeckung und Inbesitznahme Lateinamerikas, die mit der Landung der kleinen Flotte von Kolumbus im Oktober 1492 auf der Insel Hispanola begann, erfolgte in zwei Schüben. Während der ersten Etappe, die etwa bis 1508 dauerte, brachten die Spanier die Antillen unter ihre Kontrolle und erkundeten die zentral- und südamerikanischen Küsten. Anschließend vollzog sich die eigentliche Eroberung Zentral– und Südamerikas in einem schnellen Tempo. Nachdem bekannt geworden war, welche Reichtümer in diesen Ländern vorhanden waren, gab es viele Eroberer, die zu der Entdeckung und der Eroberung der neuen Gebiete in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts beitrugen. Unter ihnen war Núñez Balboa, der den Pazifik entdeckte und Hernán Cortez, der 1519 zu seinem Eroberungszug nach Mexiko aufbrach. Die heutigen Gebiete von Guatemala und El Salvador wurden von spanischen Truppen unter Pedro de Alvarado zwischen 1523 und 1524 erobert.

Es wird angenommen, dass in diesen Gebieten bis zu sechs Millionen Menschen lebten. Aber nach der Eroberung wurde deren Anzahl drastisch dezimiert. Der Rückgang der indigenen Völker lag hauptsächlich in Krankheiten begründet, die von den Eroberern eingeschleppt wurden. Die Europäer trugen Bakterien und Viren mit sich, gegen die sie selbst weitgehend immun waren, während die Indígenas (Eingeborene) keinerlei Abwehrkräfte dagegen besaßen. Pocken, Typhus, Grippe, Lungenentzündung wurden so zu vernichtenden Epidemien, die in kurzer Zeit die Bevölkerung ganzer Landstriche auslöschten. So starben in der Umgebung Mexikos 1545 innerhalb von sieben Monaten 400 000 Menschen. Erst im Laufe der Jahrzehnte und begünstigt durch die Vermischung mit den Spaniern entwickelten die Ureinwohner Abwehrkräfte gegen diese Krankheiten.

Das koloniale Zentralamerika wurde in zwei Provinzen unterteilt. Eine beinhaltet das heutige Gebiet Panamás und war Teil des Vizekönigreichs (vireinato) von Nueva Granada. Die andere beinhaltete das Gebiet von Guatemala und erstreckte sich von Chiapas, das heutzutage ein südliches Gebiet Mexikos ist, bis nach Costa Rica und war dem Vizekönigreich von Nueva España zugeordnet.

Erlangung der Unabhängigkeit

In den meisten iberoamerikanischen Kolonien begannen die Unabhängigkeitsbestrebungen ab 1808, als die iberische Halbinsel von französischen Truppen besetzt und der spanische König zur Abdankung gezwungen wurde. Sie endeten gegen 1825 mit der Befreiung aller größeren lateinamerikanischen Gebiete von der spanischen Herrschaft (mit Ausnahme Kubas). Nach drei Jahrhunderten spanischer Vorherrschaft erklärte Guatemala 1821 seine Unabhängigkeit. Fast zur gleichen Zeit gliederte Agustín de Itúbide (später Kaiser Augustinus I.) das Territorium seinem mexikanischen Kaiserreich an. Guatemala erhielt seine Autonomie erst 1823 wieder, als Kaiser Augustinus aufgrund einer Revolution in Mexiko abdanken musste und die Mexikanische Republik ausgerufen wurde. In diesem Jahr wurde auch die Zentralamerikanische Föderation gegründet, zu der neben dem heutigen Guatemala auch die Staaten Honduras, El Salvador, Nicaragua und Costa Rica gehörten. Diese löste sich aber schon 1838 wieder auf, während Panamá weiter zu Kolumbien gehörte.

Herrschaftssysteme in Zentralamerika

Ab 1825 nahmen die neuen Republiken im Wesentlichen auf der Basis der kolonialspanischen Verwaltungsbezirke Gestalt an. Die einzelnen Verwaltungsbezirke, die nun zu Staaten geworden waren und deren Herrschaftssysteme Autokratien waren, wurden von Caudillos regiert. Caudillismo ist ein Typus autoritärer Machtausübung, die auf persönlicher Autorität beruht. Dieser Herrschaftstypus hat in Iberoamerika seit der Eroberung durch die Spanier stets eine bedeutende Rolle gespielt. Die Blütezeit des Caudillismo liegt zwischen 1820 und 1870.

Die Macht der Caudillos war keinen rechtlichen Grenzen unterworfen. Sie beruhte weniger auf Gewaltanwendung, als auf der freiwilligen Anerkennung durch eine breite, sich vor allem aus der Unterschicht rekrutierende Gefolgschaft. Im Gegenzug war der Caudillo verpflichtet, sich um seine Anhänger zu sorgen.

Wirtschaftliche Grundstrukturen

Um die zerrütteten Finanzen zu sanieren, waren die jungen zentralamerikanischen Republiken zu forciertem Export (z.B. von Kaffee) und zur Öffnung ihrer Märkte gezwungen. Das hatte zur Folge, dass alsbald europäische Waren, vor allem Textilien, auf die zentralamerikanischen Märkte vordrangen und Ansätze zum Aufbau einer einheimischen Industrieproduktion verkümmern ließen. Aus einer allgemeineren Perspektive ist nicht zu verkennen, dass Zentralamerika aus seiner Unabhängigkeit keinen bleibenden Vorteil ziehen konnte, sondern lediglich die politische Abhängigkeit zunächst von Spanien mit der ökonomischen Abhängigkeit von Großbritannien und später, ab dem 20. Jahrhundert, von den USA eintauschte.

Die USA hatten einen Hegemonialanspruch, sie beeinflussten jegliche Entscheidung, die ihre Interessen berührte. Sie erlaubten auch keine weitere Einmischung europäischer Mächte, was 1823 in der sogenannten Monroe-Doktrin festgelegt wurde. Früher wurde Zentralamerika auch „der Hinterhof“ der USA genannt. Durch die seit Beginn des 20. Jahrhunderts existierende United Fruit Company, die in großen Stil Bananen- und Zuckerrohrplantagen betrieb, hatten die USA große wirtschaftliche Macht in Zentralamerika. Die USA unterstützten bis in jüngste Zeit die Diktaturen in Zentralamerika, die mit ihnen zusammenarbeiteten.

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2. Geschichte einiger Länder Zentralamerikas von der zweiten Hälfte des XX. Jahrhunderts bis zur Gegenwart - kurzer Abriss

Guatemala

Politik

Seit seiner Selbstständigkeit wurde Guatemala wie auch die meisten anderen zentralamerikanischen Staaten von Caudillos regiert, die ihre Macht auf der Unterstützung der Militärs gründeten. Im Dezember 1944 wurde der guatemaltekische Lehrer Juan José Arévalo zum neuen Präsidenten gewählt. Er leitete verschiedene demokratische Reformen ein, u. a. die Verabschiedung einer neuen Verfassung. Obwohl mehr als 20 Versuche unternommen wurden, Arévalo als Präsident zu stürzen, konnte er seine Amtszeit vollenden. Ihm folgte sein Verteidigungsminister Jacobo Arbenz Guzmán, der die Wahlen vom November 1950 mit großem Vorsprung gewann. Er führte die Innenpolitik seines Vorgängers im Wesentlichen weiter. 1952 ließ Arbenz die Mindestlöhne anheben; 1953 führte er eine Agrarreform durch. Enteignetes Küstenland und Land aus Privat- und Regierungsbesitz wurde an Arbeiter verteilt.

Anfang 1954 wurden vor allem in den USA Stimmen gegen das Arbenz-Regime laut. Im März erreichten die USA auf der X. Interamerikanischen Konferenz die Verabschiedung einer antikommunistischen Resolution, die indirekt die Regierung Guatemalas verurteilte. Dem schloss sich die katholische Kirche an. In einem Hirtenbrief rief der Erzbischof von Guatemala zum Aufstand gegen den Kommunismus auf. Am 8. Juni wurde der Ausnahmezustand verhängt. Am 18. Juni 1954 erfolgte von Honduras aus unter Führung von Oberst Carlos Castillo Armas der Einmarsch einer so genannten Befreiungsarmee, die von den USA bzw. dem amerikanischen Geheimdienst CIA unterstützt und ausgebildet worden war. Die Rebellen eroberten in kurzer Zeit die wichtigsten Versorgungsstützpunkte und bombardierten verschiedene Städte. Die guatemaltekische Armee leistete nur geringen Widerstand. Am 27. Juni trat Arbenz zurück, der Kongress wurde aufgelöst. Führende Politiker der Linken wurden verhaftet; etwa 600 politische Gefangene der Rechten wurden freigelassen, Castillo Armas wurde als Präsident vereidigt. 1955 wurden die politischen Parteien wieder zugelassen und 1956 unterzeichnete Armas eine neue Verfassung. Im Jahr 1957 wurde Armas ermordet. Die Nachfolger setzten den antikommunistischen Kurs fort.

Ab 1961 kam es zu bürgerkriegsähnlichen Zuständen. Nach einer Welle der Gewalt und Zerstörung gewann ein Kandidat der Rechten im Jahr 1970 die vermutlich manipulierte Präsidentschaftswahl. Es kam weiterhin zu zahlreichen politischen Mordanschlägen, deren Zahl sich Mitte der siebziger Jahre etwas verringerte. Ab 1978 nahmen die Grausamkeiten gegenüber der Zivilbevölkerung zu. 1982 ergriff eine Militärjunta unter General Efraín Ríos Montt die Macht. Er löste alle Parteien auf und setzte die Verfassung außer Kraft. Massaker wurden verübt, bei denen vor allem Angehörige der unbewaffneten indigenen Landbevölkerung ums Leben kamen [Gewalt und Völkermord]. 1985 kam der Kandidat Marco Vinivio Verezo Arévalo nach 15 Jahren Militärregime der erste zivile Präsident des Landes an die Macht. Unter ihm begann die Demokratisierung.

Rigoberta Menchú, eine Quiché- Frau, die 1981 vor staatlicher Verfolgung nach Mexiko floh, erhielt 1992 den Friedensnobelpreis für ihre Arbeit und ihr Engagement zum Wohl der indigenen Bevölkerung des Landes. Im Januar 1994 erfolgte eine Verfassungsreform. Die Gespräche mit den Guerillaorganisationen wurden wieder aufgenommen und Verhandlungen geführt. Der Guerillachef der linksgerichteten Organisation „Bewaffnete Rebellen- Armee“ (FAR) gab offiziell den Kampf gegen die Regierung auf und übergab der guatemaltekischen Armee die Waffen. Es wurde ein Abkommen über die Rechte der Ureinwohner unterzeichnet, welches neben einigen Verfassungsänderungen auch die Anerkennung der Identität der indigenen Bevölkerung Guatemalas als gleichberechtigte Bevölkerungsgruppe beinhaltete.

Im Dezember 1996 unterzeichneten Vertreter der Regierung und der Guerillaorganisation URNG ein Friedensabkommen, das den 36 Jahre langen bewaffneten Konflikt beendete. Eine Wahrheitskommission wurde damit beauftragt, die Ursachen und Geschehnisse des Bürgerkrieges festzuhalten und zu untersuchen. Das im Februar 1999 vorgelegte Dokument analysiert 9 000 einzelne Fälle von Menschenrechtsverletzungen. Es stellt fest, dass der Krieg 20.000 Menschen, davon schätzungsweise 80 Prozent Maya, das Leben kostete. 93 Prozent der Menschanrechtsverletzungen sind den staatlichen Sicherheitskräften zuzuschreiben, drei Prozent dem Guerillabündnis URNG. Der Leiter der Wahrheitskommission sprach bei der Veröffentlichung des Berichts von einem von oben gesteuerten Völkermord und einer internen Säuberung gegen die Maya- Bevölkerung [Insensatez].

Seitdem befindet sich Guatemala auf dem Weg der Demokratisierung. Aber noch immer gibt es Korruption, und der Mangel an Kontrollinstanzen behindert die Durchsetzung von Recht und Gesetz. Seit Anfang des Jahres 2000 ermittelt die spanische Justiz gegen fünf führende Armeemitglieder und drei bedeutende Politiker, u.a. Ríos Montt. Ihnen wird Völkermord, Folter, Terrorismus und Freiheitsberaubung vorgeworfen. Ríos Montt genießt als Präsident des Abgeordnetenhauses politische Immunität.

Bevölkerung

Das Land hat etwa 12 Millionen Einwohner. Die Bevölkerungsdichte beträgt 134 Einwohner pro km². Etwa 60% sind Mayas sowie Angehörige weiterer indigener Stämme, weitere 30% der Bevölkerung sind Mestizen, sie stammen von den Mayas und von Europäern ab und der Rest der Bevölkerung ist europäischer und asiatischer Abstammung. An der Karibikküste leben Nachkommen der entflohenen afrikanischen Sklaven.

In Guatemala ist die Amtssprache Spanisch. Neben dieser gibt es sieben weitere offiziell anerkannte Sprachen, beispielsweise Garífuna, die Sprache der in Puerto Barrios lebenden Nachkommen der afrikanischen Sklaven. Hinzu kommen weitere Mayadialekte. Die Analphabetenrate beträgt in Guatemala beträgt ca. 30% (Fischer Weltalmanach 2006: 204f).

Wirtschaft

In der Wirtschaft Guatemalas spielt die Landwirtschaft eine bedeutende Rolle. Das Hauptanbauprodukt ist Kaffee mit jährlich etwa 20% des Gesamtexportvolumens. Der Großteil wird auf weitläufigen Plantagen an der südlichen Grenze des Hochlands angebaut. Weitere wichtige Anbauprodukte sind Zuckerrohr, Bananen- vorwiegend in der pazifischen Küstenebene. Für den Binnenmarkt werden Baumwolle, Mais, Reis, Bohnen und Weizen für den Binnenmarkt angebaut und es wird Schweine-, Rinder- und Geflügelzucht betrieben.

Guatemala verfügt über verschiedene Rohstoffe wie Erdöl, Nickel, Blei, Zink, Silber und Chromit, die auch ausgebaut werden. Da das Land ungefähr zu 60% mit Wald bedeckt ist, stellt die Forstwirtschaft ebenfalls einen bedeutenden Wirtschaftsfaktor dar. Die wichtigsten Produkte sind Edelhölzer, aromatische Harze (Chiclegummi) und Öle. Guatemala gehört zu den führenden Produzenten von Chicle, das für die Kaugummiherstellung verwendet wird. 1974 traf ein verheerender Wirbelsturm Teile des Landes und 1976 kam es zu einem sehr starken Erdbeben. Beide Naturereignisse forderten insgesamt mehr als 20 000 Menschenleben und machten etwa eine Million Einwohner obdachlos. Ungeachtet dessen verzeichnet Guatemala auf Grund der Produktion vieler unterschiedlicher Waren ein beachtliches Wachstum.

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El Salvador

Politik und Geschichte

Wie auch die anderen zentralamerikanischen Staaten erlangte El Salvador 1821 die Unabhängigkeit von der einstigen Kolonialmacht Spanien. Endgültig wurde es nach der Auflösung der Zentralamerikanischen Konföderation im Jahre 1839 unabhängig. Im Jahre 1969 kam es zu einem Krieg zwischen El Salvador und Honduras, dem sogenannten "Fußballkrieg". Der Grund waren Spannungen um Wirtschaftsflüchtlinge aus El Salvador, die seit längerem von der Regierung Honduras für die wirtschaftlichen Probleme verantwortlich gemacht und angefeindet wurden. Der Krieg dauerte vier Tage. Der Konflikt wurde unter Vermittlung der Organisation Amerikanischer Staaten durch ein Friedensabkommen beigelegt.

Von 1979 bis 1991 herrschte ein Bürgerkrieg, der am Ende rund 70.000 Tote, vorwiegend unter der Zivilbevölkerung, forderte, Tausende von Versehrten und Zerstörungen in Milliardenhöhe verursachte. Grund dafür waren soziale Spannungen, die durch das große Wohlstandgefälle verursacht wurden, eine kleine Elite besaß einen Großteil der Ressourcen, ein Mittelstand existierte erst seit Ende der 80er Jahre.

Im Jahre 1992 kam es zu dem Friedensabkommen von Chapultepec, bei dem die Rebellenarmee demobilisiert wurde. Ebenfalls wurde die Halbierung der Armee beschlossen. Die Erfüllung des Friedensabkommens wurde national wie international überwacht. Seit Ende des Bürgerkrieges hat sich die politische Landschaft von einem autoritären System zu einem demokratischen Staat hin entwickelt. Präsidenten und Regierungen wurden zwar stets durch die rechtskonservative ARENA (Alianza Republicana Nacionalista de El Salvador) gestellt, jedoch konnte die ehemalige Guerilla FMLN (Frente Farabundo Martí para la Liberación Nacional) bei Kommunalwahlen erheblich an Einfluss gewinnen.

Bevölkerung

El Salvador hat fast 7 Mio. Einwohner und eine Bevölkerungsdichte von 318 Einwohnern pro km². Etwa 85% der Bevölkerung sind Mestizen, 10% Indios und der Rest europäischer Abstammung. 48% der Bevölkerung leben unter der Armutsgrenze (Fischer Weltalmanach 2006: 171).


Wirtschaft

El Salvador orientiert sich an den Grundsätzen der Marktwirtschaft, die Wirtschaftspolitik ist durch Neoliberalismus gekennzeichnet. Das BIP ist in den letzten Jahren bei weitem nicht so wie erhofft gestiegen. Die Lage auf dem Arbeitsmarkt ist schwierig. Zur offiziellen Arbeitslosenquote von 7% müssen ca. 30-40% Unterbeschäftigte hinzugezählt werden. Hautexportgüter El Salvadors sind Kaffee, Zucker, Shrimps, Textilien und Chemikalien. Importiert werden hauptsächlich Maschinen, Fahrzeuge und Rohöl. Das wichtigste ökonomische Standbein El Salvadors ist die Landwirtschaft, wie auch schon durch die beiden erst genannten Exportgüter deutlich wird. Die agrarwirtschaftlichen Nutzflächen sind im Besitz weniger Großgrundbesitzer. Die notwendige Agrarreform kommt nur schleppend voran.

El Salvador verfügt über nur wenige Bodenschätze. Die ursprünglichen Waldbestände wurden auf Restbestände reduziert. Das Land lebt unter schwierigen wirtschaftlichen Bedingungen. Noch immer wird die wirtschaftliche Entwicklung El Salvadors durch die Auswirkung des Bürgerkrieges belastet. Zusätzlich wurde die Situation durch die Naturkatastrophen verschärft. Die Schäden, die durch die Erdbeben im Jahre 2001 entstanden, werden auf ca. 1,9 Milliarden US-Dollar geschätzt. Durch die nachfolgende Dürrekatastrophe kam es zu massiven Ernteeinbußen, dies gefährdete die Eigenversorgung der Bevölkerung mit Nahrungsmitteln.

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Costa Rica

Geschichte

Nach Erlangen der Unabhängigkeit im Jahr 1821 und dem Ausscheiden aus dem Staatenbund der „Vereinigten Provinzen von Zentralamerika“ im Jahre 1838, spielten sich auch hier die in Zentralamerika üblichen Machtkämpfe zwischen rivalisierenden Familiencliquen und „Caudillos“ ab. Doch schon 1871 trat eine Verfassung in Kraft, in der die Grundlage für eine demokratische Ordnung gelegt wurde, welche nur kurzzeitig durch eine Diktatur 1917/ 1918 und durch den Bürgerkrieg von 1948 unterbrochen wurde. Diese Entwicklung hebt Costa Rica als Sonderfall aus der Region heraus. Das Land wird auch „die Schweiz Mittelamerikas“ genannt. Aber dieses Bild trübte sich zu Beginn der 80er Jahre ein. Das Land geriet zu Beginn der 80er Jahre an den Rand des Bankrotts und musste 1981 seine Goldreserven verkaufen. Die Auslandsverschuldung stieg auf ca. 4 Milliarden US- Dollar. Die Hauptlast für ein vom Internationalen Währungsfonds auferlegtes Sanierungsprogramm zum Abbau der Schulden wurde den armen Schichten aufgebürdet.

Politik

Costa Rica ist eine demokratische Republik, das Regierungssystem ist verfassungsmäßig verankert. Das Land besitzt seit 1948 kein Heer mehr und unterhält lediglich Polizeikräfte für die interne Sicherheit. Die eingesparten Staatsausgaben flossen in den sozialen Sektor (besonders in die Bildung und die Gesundheit). Die Wirtschaftskrise in den 80er Jahren erzwang Änderungen im Entwicklungsmodell, auch die politische Landschaft erneuerte sich. Aber die Stabilität der ältesten Demokratie Zentralamerikas geriet hierdurch nicht in Gefahr. Costa Rica gelang es, sich aus den Konflikten der Nachbarstaaten mit einer aktiven, neutralen und unbewaffneten Außenpolitik weitgehend herauszuhalten. Ab Mitte der 80er Jahre spielte das Land eine führende Rolle bei den regionalen Bemühungen um eine Lösung der Konflikte in Zentralamerika. Präsident Oscar Arias Sánchez (1986-90) erhielt für seine diesbezüglichen Verdienste sogar den Friedensnobelpreis.

Bevölkerung

Costa Rica hat etwa 4 Mio. Einwohner. Die Bevölkerung besteht zu 94% aus Weißen, meist spanischer Herkunft und Mestizen, 3% sind Farbige, etwa 1% Chinesen und 1% sind indigener Abstammung. Costa Rica hat den geringsten Anteil indigener Bevölkerung unter den zentralamerikanischen Staaten. Der Großteil der Bevölkerung besteht aus den Nachfahren der spanischen Einwanderer. Etwa 60% der Costaricaner leben in den Städten. Zwei Drittel der Einwohner leben im klimatisch begünstigten Hochland. Siedlungsschwerpunkt ist das Valle Central, in dem die bedeutenden Städte San José, Cartago, Heredia und Alajuela liegen.

Wirtschaft

Anfänglich wurde in Costa Rica Handel mit Kakao, Färbemitteln, Tabak und Edelmetallen betrieben. Doch die Kapitalerträge fielen sehr gering aus. Deshalb wurde schon bald der Schwerpunkt auf den Kaffeeanbau gelegt. Hiermit begannen zuerst die kolonialen Führungsschichten, doch schon bald wurde dieser auch von den bäuerlichen Kleinbetrieben übernommen. Dadurch kam es zu einer politischen Stabilität und zu einem bescheidenen wirtschaftlichen Aufschwung. Der erfolgreiche Absatz von Kaffee auf dem europäischen Markt führte zu einem starken Bevölkerungswachstum, wodurch es nach und nach zu einer Besiedlung der relativ großen Landreserven kam. Durch die Auswirkungen der weltweiten Depression der 30er Jahre auf Costa Rica wurde deutlich, dass die Deviseneinnahmen zu 90% vom Kaffee- und Bananenexport abhängig waren.

Die Folge der Depression war der weltweite Rückgang des Bedarfs an landwirtschaftlichen Exportgütern. Das bis zu diesem Jahr verfolgte Agrarexportmodell zeigte deutlich, wie schwach der Industrie- und Dienstleistungssektor in Costa Rica ausgeprägt war. Auch wurde offensichtlich, wie wenig dynamisch der Binnenmarkt war. Während der 60er Jahre und Anfang der 70er Jahre erlebte Costa Rica wieder einen wirtschaftlichen Aufschwung, der jedoch Anfang der 80er Jahre abflaute. Dies hatte Abstriche an den sozialen Leistungen und eine grundlegende Richtungsänderung in der Politik der öffentlichen Hand zur Folge. Durch hohe Ausgaben des Staates vervierfachte sich die Verschuldung bis 1982. In Costa Rica kam es zu einer sehr hohen Pro-Kopf Verschuldung und gleichzeitig einer raschen Abwertung der Währung.

Mitte der 80er Jahre ergaben sich neue wirtschaftliche Impulse. Die USA boten Costa Rica finanzielle Hilfe an und der US-amerikanische Markt wurde für Produkte aus der Region geöffnet. Daneben wurden Mittel- und Kleinindustrie gefördert und Freihandelszonen geschaffen. Es entstand ein neues Modell der Exportförderung. Ebenfalls kam es zu Strukturanpassungsprogrammen des Internationalen Währungsfonds, der Weltbank und der Interamerikanischen Entwicklungsbank. Ein besonders großes Gewicht fiel auf die Förderung des Tourismus. In den letzten Jahren gelangte Costa Rica zu einer relativen wirtschaftlichen Stabilität, jedoch konnten schwerwiegende Probleme, wie das Haushaltsdefizit und die innere Verschuldung noch nicht gelöst werden.

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Honduras

Geschichte und Politik

Auch nach der Unabhängigkeit blieb die politische Lage in Honduras instabil. Von 1821 bis 1876 gab es ständige Regierungswechsel. Ab 1876 fand die Erschließung und Öffnung des bis dahin isolierten Landes statt. US-Konzerne wurden durch großzügige Konzessionen ins Land gelockt. Dies führte zur Entwicklung einer „Bananenrepublik“, womit eine kolonieähnliche Fremdbestimmung in Honduras begann. Drei US-amerikanische Konzerne, die United Fruit Company, die Standard Fruit Company und die Cuyamel Fruit Company, hatten sich um die Wende des 19. zum 20. Jahrhundert mit Hilfe von Konzessionen riesige Flächen in Honduras angeeignet. Die United Fruit Company bekam immer mehr Macht und entwickelte sich zu einem „Staat im Staate“. Die Politiker betätigten sich als Handlanger der United Fruit Company.

Nach einer langen Phase, die von Militärputschen und wechselnden Diktaturen beherrscht wurden, waren 1981 Ansätze eines demokratischen Systems sichtbar, auch wenn viele Beobachter Zweifel an dessen politischer Überlebensfähigkeit hegten, immerhin hatte es in 150 Jahren 125 Militärputsche gegeben. Honduras wurde Brückenkopf der USA im unerklärten Krieg gegen Nicaragua. Erst 1989 erzielte eine Konferenz Einigung über den Abzug der nicaraguanischen „Contras“. Derzeit befindet sich Honduras auf dem Wege zu einer Demokratie.

Bevölkerungsstruktur

Honduras hat etwa 7 Millionen Einwohner. Die Bevölkerungsdichte beträgt etwa 60 Einwohner pro km². 90% der Bevölkerung sind Mestizen, Nachfahren der europäischen Einwanderer und der Ureinwohner des Landes. Weitere Bevölkerungsgruppen sind indigener Abstammung (7%), Afrikaner (2%), und Europäer (1%). Die Bevölkerung konzentriert sich auf das Hochland im Nordwesten, das Gebiet um Tegucigalpa, sowie den pazifischen Süden. An der Nordküste lebt eine weitere Volksgruppe, die sich eine vollständig eigene Kultur und Sprache bewahrt hat: die Garífuna, die afrikanische Vorfahren haben. Sie leben vor allem in den Küstendörfern an der gesamten Karibikküste. Im Landesinneren gibt es noch kleine Gruppen indigener Ureinwohner. Sie haben sich in schwer zugängliche Bergtäler zurückgezogen. Doch leider könnte das Vorrücken der Holzfällerkolonnen bald ihren Lebensraum zerstören.

Wirtschaft

Honduras gehört zu den ärmsten Ländern Zentralamerikas. Mehr als die Hälfte der Einwohner lebt unterhalb der Armutsgrenze, ein Fünftel sind Analphabeten. Eine hohe Arbeitslosenrate und eine extrem hohe Auslandsverschuldung sind weitere Kennzeichen der wirtschaftlichen Situation. Honduras profitiert von dem 2005 beschlossenen internationalen Schuldenerlass. Das Land wurde früher als "Zweigeteilt" bezeichnet, wobei sich diese Teilung auf die „Bananenenklave“ und den „Rest des Landes“ bezog. Dies mag auch einst der Fall gewesen sein, als die Macht in dem Land in den Händen der United Fruit Company lag. 1954 kam es zu einem großen Streik, in der Folge verkleinerte sich der große Konzern schrittweise. Allmählich nahm der Staat stärkeren Einfluss auf die Produktion und Vermarktung der Bananen. Gleichzeitig holte der „Rest des Landes“ auf. Der Anteil der Bananen am Gesamtexport fiel von rund 50% in den 1960er Jahren auf ein Drittel. In den 1990er Jahren erhöhte sich besonders der Export von Kaffee und Fleisch.

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Quellen

Bernecker, W. (ed.) (1996): Handbuch der Geschichte Lateinamerikas. Band III. Stuttgart.

Fanger Ulrich / Thibaut, Bernhard (1995): Länderanalyse Costa Rica, in: Nohlen, Dieter / Nuscheler, Franz (Hrsg.): Handbuch der Dritten Welt, Band 3: Mittelamerika und Karibik. Bonn, 55-57.

Fischer Taschenbuch Verlag (Hg.) (2005): Der Fischer Weltalmanach 2006. Frankfurt a. M..

Fonseca, E. (1996): Centroamérica: Su historia. San José.

Informationen zur politischen Bildung Nr. 226/ (2000): Lateinamerika I. Geschichte- Wirtschaft- Gesellschaft. München.

Krämer, R.; Kuhn, A. (2003): Las cinco repúblicas de Centroamérica. Desarrollo político y económico y relaciones con Estados Unidos. San José.

Pérez- Brignoli, H. (ed.) (2003): De la posguerra a la crisis (1945-1979). Historia General de Centroamérica. Tomo V. Madrid.

Spitta, Arold (1992): Costa Rica, in: Waldmann, Peter / Krumwiede, Heinrich-Wilhem: Politisches Lexikon Lateinamerika, Mittelamerika. 3. Aufl., Deutsch-Costarikanische Industrie – und Handelskammer. München, 88-98.

Torres Rivas, E. (ed.) (1993): Historia inmediata (1979- 1991). Historia General de Centroamerica. Tomo VI. Madrid.

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Fakten

Kontakt

Dr. Albrecht Buschmann (V.i.S.d.P)

Universität Potsdam
Institut für Romanistik

Am Neuen Palais 10
14469 Potsdam

externer link Dr. Albrecht Buschmann

Horacio Castellanos Moya, fotografiert von Moramay Herrera Kuri (Mexiko)