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HiN                                                      III, 5 (2002)

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Gerhard Kortum

“Alexander von Humboldt” als Name für Forschungsschiffe vor dem Hintergrund seiner meereskundlichen Arbeiten

 

3.1 Die Dreimastbark mit den grünen Segeln: Ein Jugendschulschiff 
3.2 Humboldts eigene Vorstellung von einem Forschungsschiff 
3.3 Das Fischereiforschungsschiff "Alexander von Humboldt" (1939) 
3.4 Das Akademie- bzw. IOW-Forschungsschiff "Alexander von Humboldt" 
3.5
Das peruanische Fischereiforschungsschiff "Humboldt" 

3.3 Das Fischereiforschungsschiff “Alexander von Humboldt” (1939)

Das erste deutsche Forschungsschiff mit dem Namen “Alexander von Humboldt” wurde 1939 für die Belange der Hochseefischerei geplant. Kurz vor Beginn des 2. Weltkrieges waren die Pläne zum Ersatz des betagten Reichsforschungsdampfers “Poseidon” (Baujahr 1902) weit gediehen, der wenige Jahre vorher noch für fischereiwissenschaftliche Untersuchungen bis in die Barentssee entsandt worden war. Zur Sicherung der Ernährungsbasis war ein hochseegängiges und damit atlantikfähiges Forschungsfahrzeug nach Ansicht der zuständigen Reichsbehörden unbedingt notwendig. Für eine 1937 geplante Forschungsfahrt in das Seegebiet zwischen der Bäreninsel und der Westküste Norwegens musste die Deutsche Wissenschaftliche Kommission übergangsweise Fischdampfer chartern. 1938 wurde der Auftrag für das (Fischerei)-Forschungsschiff als Ersatzbau für “Poseidon” bei der Rickmers-Werft in Bremerhaven in Auftrag gegeben und ein Jahr später unter dem Namen “Alexander von Humboldt” abgeliefert. (REINKE-KUNZE 1986, S.45 mit Bild). Ob andere Namen für das 550 BRT messende, einem Trawler (Seitenfänger) sehr ähnlich gebauten Forschungsschiff in Diskussion waren, ist nicht bekannt. Offenbar war aber an eine Weiterverwendung der alten “Poseidon” in Nord- und Ostsee gedacht. Allgemein kann man aber sagen, dass Alexander gegenüber seinem Bruder Wilhelm von Humboldt in der NS-Zeit propagandistisch wenig als Vorbild herausgestellt wurde, weil er Kosmopolit, Franzosenfreund und Humanist im besten Sinne dieses Wortes war. “Mitten im Kanonendonner der Jahreswende 1939/40 lief der erste Reichsforschungsdampfer von Stapel. Er trägt den Namen des Mannes, der der Wissenschaft den höchsten Rang anwies: künstlerische Lebendigkeit mit wissenschaftlicher Charakterhaltung zu vereinen als menschheitsfördernde, völkerverbindende Macht, als Künderin des Glaubens an das ewig sich erneuernde Leben”, so beendete LINDEN 1940 seine Humboldt-Biographie, die in ihrer philanthropischen Allgemeinheit später auch gut in ein SED-Geleitwort der zahlreichen Humboldt-Gedenkfeiern der DDR gepasst hätte.

 

Fischereiforschungsschiff „Alexander von Humboldt“. Foto: Archiv IfM Kiel

 

Die technischen Grunddaten der ersten “Humboldt” waren: 550 BRT, L.ü.a. 63,00 m, Länge zwischen den Loten 55,30 m, Breite 9,20 m, Tiefgang mittschiffs ohne Kiel 4,20 m.

 

Was wurde aus dem ersten “Humboldt”-Forschungsschiff? Wegen des Kriegsbeginns wurde es als Lazarettschiff für die Kriegsmarine requiriert und lag während der ersten Kriegsjahre meist in norwegischen Häfen (Modell im Schifffahrtsmuseum Bremerhaven). 1943 sank das Schiff nach einem Bombentreffer auf der Weser. 1948 wurde das Wrack gehoben. Auf der Rickmers-Werft wurde das Schiff zu einem regulären Fischdampfer umgebaut und war unter Beibehaltung des Namens immerhin bis 1968 als Seitenfänger im Dienst. Die Aufgaben der Fischereiforschung wurden nach dem Weltkrieg zunächst in bescheidenem Umfang von Bord der Fischereischutzboote übernommen (“Frithjof” ab 1948).

 

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