HiN - Humboldt im Netz

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Krzysztof Zielnica

Karolina Jaenisch-Pavlova, Adam Mickiewicz und
Alexander von Humboldt. Ein Beitrag zu den deutsch-russisch-polnischen
Literaturbeziehungen des 19. Jahrhunderts

3. In vornehmen Kreisen aufgewachsen

Rufen wir uns einige biographische Daten der in Deutschland kaum bekannte, in Rußland aber geschätzte, romantische Dichterin in Erinnerung. Karolina von Jaenisch (seit 1837 Karlovna Pavlova), war deutscher Herkunft. Sie wurde am 10./22. Juli 1807[1] in Jaroslav als Tochter eines Professors für Physik und Chemie an der Medizinisch-Chirurgischen Akademie in Moskau geboren. Dieser gründlich ausgebildete Mediziner hatte zahlreiche und weitreichende Interessen und kümmerte sich schon früh um eine sorgfältige Ausbildung seiner Tochter, so daß sie bereits mit fünf Jahren in vier Sprachen sprechen konnte.[2] Adam Mickiewicz bewunderte nicht nur ihr Zeichentalent, sondern auch ihre Belesenheit und Sprachbegabung.[3] Über die vierundzwanzigjährige Karolina schrieb Nikolaj Michajlovič Jazykov: „Sie kennt außergewöhnlich viele Sprachen: die russische, französische, deutsche, polnische, spanische, italienische, schwedische und holländische; alle diese Zungen streckt sie fortwährend heraus und prahlt mit ihnen.”[4]

Durch Vermittlung der bekannten Familien Elagin und Kireevskij kam die neunzehnjährige Karolina in den berühmten literarischen Salon der Fürstin Zinaida Aleksandrovna Volkonskaja (1792-1862), einer hochgebildeten und begabten Schriftstellerin, Künstlerin und Sängerin und dazu einer Frau von ausnehmender Schönheit, deren stilvoll gestaltetes Haus in den zwanziger Jahren des 19. Jahrhunderts ein wichtiges Zentrum der geistigen und literarischen Bewegung Moskaus und Rußlands wurde und in dem sich die bekanntesten Dichter und Schriftsteller, Gelehrte, Journalisten und Künstler, kurz die Vertreter aller möglichen Kreisen und Gesellschaftsschichten versammelten.[5]

HiN | K. Zielnica "Fürstin Zinaida Aleksandrovna Volkonskaja (1792-1862) (Istoriceskij Vestnik, 1897)"

Abb. 4    

Fürstin Zinaida Aleksandrovna Volkonskaja (1792-1862) (Istoričeskij Vestnik, 1897)

 



[1] Umfangreiche biographische Angaben in: Lettmann-Sadony, a.a.O., S. 15-51 (dort auch ein ausführliches Literaturverzeichnis, S. 165-181); Валерiй Брюсов: Матерiалы для бiографiй Каролины Павловой. In: Каролина  Павлова. Собранiе Сочененiй. T. I. Москва 1915, S. IX-XLIX.

[2] Брюсов, ebd., S. X.

[3] [Władysław Mickiewicz:] Żywot Adama Mickiewicza. Podług zebranych przez siebie materyałów oraz z własnych wspomnień opowiedział Władysław  Mickiewicz. T. I. Poznań 1890, S. 265.

[4] Nikolaj M. Jazykow: Polnoje sobranie stichotvorenij. Moskwa - Leningrad 1964, S. 639.

16 Н. Белозерская: Княгиня Зинаида Александровна Волконская (1792-1862). In: Историческiй Вестникъ 1897. № 3, S. 957-958.

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