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Alexander von
HUMBOLDT im NETZ
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1 (2000)
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2. Humboldts frühe Begeisterung für Schelling
Es soll zunächst die Beziehung zwischen Humboldt und Schelling beleuchtet werden. Humboldt korrespondierte bereits als junger Mann mit ihm - zwischen 1805 und 1854 ist brieflicher Austausch (9) belegt. Aus ihm geht hervor, daß der von der Amerika-Reise zurückgekehrte Humboldt zunächst fasziniert war von dem Versuch Schellings, eine Naturphilosophie zu schaffen. Die Beziehung zwischen den Männern hatte von Anfang an einen Doppelcharakter - einerseits waren sich beide Wissenschaftler zu Beginn des 19. Jahrhunderts in ihrem Bestreben nach philosophischer Einordnung der neuen empirischen Erkenntnisse der Naturwissenschaften einig, andererseits schmiedeten sie ein Bündnis als Menschen, die sich von Teilen der Wissenschaftlergemeinschaft unverstanden fühlten.Die Initiative für den Kontakt ging von Schelling aus. Im Januar 1805 wandte er sich an Humboldt, da ihm versichert worden war, daß "dieser neue Gang der Philosophie" bereits Humboldts Aufmerksamkeit erregt haben sollte.(10)
In diesem frühen Brief beklagte sich Schelling bei Humboldt darüber, wie sehr man in Deutschland seine Ideen mißverstanden habe:
"Man hat sich in Deutschland gegen diese Sache, wie noch immer gegen alles Neue, benommen. Man hat sie erst mißverstanden und verdreht und die gröbsten Vorurtheile dagegen verbreitet. Man hat vorgegeben, die Naturphilosophie verschmähe die Erfahrung und hemme ihre Fortschritte, und dies zu gleicher Zeit, als einzelne Naturforscher den Ideen derselben den besten Gebrauch zu ihren Experimenten machten und diese danach regulierten. Es hat bis jetzt in Deutschland von seiten der empirischen Forscher an dem Mann gefehlt, der die Ansicht im ganzen und großen aufgefaßt und danach beurtheilt hätte. Höchstens hatte man gegen einzelne Punkte, vielleicht mit Recht, Zweifel erhoben: aber diese können nichts im Total der Ansicht ändern, welche tiefer gegründet ist."(11)
Schelling schickte Humboldt die Ankündigung "eines Unternehmens für organische Naturlehre und Medicin" zu, für welches, so Schellings Interpretation, sich ein großer Teil der besten Köpfe besonders der neuen Generation vereinigt hat. Er betonte, es wäre für ihn das größte Glück, wenn Humboldt diesem Unternehmen seinen Beifall schenken würde und es ihm gefiele, an demselben mitwirken zu können.(12)
Humboldts Antwortbrief ist in mehrfacher Hinsicht interessant - vor allem offenbart er sein großes Interesse:
"Was sollte auch in der That mehr meine Aufmerksamkeit auf sich ziehen, als eine Revolution derjenigen Wissenschaften, denen mein ganzes Leben gewidmet [ist] ."(13)
Er meinte, Schelling habe mit seiner Naturphilosophie habe eine "Revolution" in den empirischen Wissenschaften ausgelöst und versicherte, er hielte sie "für eine der schönsten Epochen dieser raschen Zeiten". Begeistert bekräftigte er, an das zu glauben, was der Mensch aus der eigenen Tiefe und Fülle hervorbringe, auch glaube er an die Wahrheit, die die Finsternis "durchstrahle" und war stolz, einer Nation anzugehören, deren "Geistesthätigkeit" mit jedem Jahrzehnt neu beflügelt scheine. Er nahm für sich in Anspruch, durch die Abwesenheit von Europa und ohne Bücher und bloß mit der Natur beschäftigt, eine unbefangene Außensicht auf die Lage der Wissenschaften zu haben. Er stellte sich damit über so manchen Physiker, dem durch die "Sittenverderbnis, welche die literarischen Kriege nach sich ziehen", seine alten Meinungen lieber als das Objekt selbst, die Natur, geworden sind. Er hoffte, in den Schellingschen Auffassungen einen Schlüssel für die Naturerklärung zu haben.
"Zwischen Chemismus und Erregungstheorie schwankend, habe ich stets geahnt, daß es noch etwas Besseres und Höheres geben müsse, auf das das alles zurückgeführt werden könne..."(14)
Ein Jahr später ermutigte er Schelling, sich nicht anfechten zu lassen von jenen, denen diese Entdeckungen, wie alles Wohltätige in der Welt, "zum Gift" geworden seien.
"Die Naturphilosophie kann den Fortschritten der empirischen Wissenschaften nie schädlich sein. Im Gegentheil, sie führt das Entdeckte auf Principien zurück, wie sie zugleich neue Entdeckungen begründet. Steht dabei eine Menschenklasse auf, welche es für bequemer hält, die Chemie durch die Kraft des Hirnes zu treiben, als sich die Hände zu benetzen, so ist das weder Ihre Schuld noch die der Naturphilosophie überhaupt."(15)
Gleichzeitig warnte Humboldt Schelling davor, zuviel von ihm zu erwarten und beklagte seine eigene Situation,
"bei der Art wie man mich seit meiner Abwesenheit, besonders als Physiologen (16) in Deutschland behandelt hat, fühle ich wohl, daß meine Stimme sehr unbedeutend geworden ist, aber ich bin dem Drange meiner Gefühle gefolgt und kenne keine anderen Rücksichten".(17)
Die freundliche Reaktion Humboldts, der nach seiner Amerika-Reise in Deutschland sehr angesehen war, wurde von Anhängern Schellings hoch bewertet. Schellings enger Freund, der Mediziner Karl Joseph Hieronymus Windischmann, gratulierte Schelling gar zur Anerkennung durch den "Fürsten der Empirie" Humboldt und meinte hoffnungsvoll:
"Es wird Sie freuen, aus dem beiliegenden Brief zu sehen, daß dieser Mann für uns gewonnen ist, der, wenn er etwas ergreift, immer zugleich lebhaft davon ergriffen ist [...]. Nur Geduld, es kommen noch mehrere zur Besinnung und fühlen das Rechte, wenn sie es gleich nicht ganz erkennen."(18)
Dies drückte die Hoffnung aus, die Anerkennung durch Humboldt möge Schelling aufwerten.
Tatsächlich hatte sich Humboldt für einige Themen interessiert, denen sich auch der Philosoph gewidmet hatte, darunter die "Theorie der Lebenskraft", aber auch den Organismusbegriff. Schelling hatte sich u. a. in seinem Werk "Erster Entwurf eines Systems der Naturphilosophie" folgende Frage gestellt:
"Aber ist das Leben ein chemischer Process, wie kann der chemische Process wieder Ursache des Lebens seyn, oder das Leben erklären?"(19)
Zwar wies Schelling darauf hin, daß auch mit der Annahme einer "Lebenskraft" nicht alles erklärt sei, (20) zeigte aber Sympathie für die Verteidiger der Idee von der Lebenskraft:
"Wenn also auch Ein und dasselbe Princip Ursache des Lebens, und des chemischen Processes ist, so folgt ja daraus noch nicht, dass das Leben ein chemischer Process seye. Denn das Leben könnte ja (und könnte nicht nur, sondern ist vielmehr), wie die Vertheidiger der Lebenskraft - (in der Rücksicht, dass sie das Leben constant, als etwas über das Chemische Erhabnes ansehen, unendlich hervorragend über die chemischen Physiologen) - mit Wahrheit sagen, nur der Tendenz nach chemisch (gerade wie jene Ursache), und diese Tendenz ist beständig gehemmt, wozu es freilich keiner Lebenskraft bedarf."(21)
Humboldt hatte 1793 nach eigener späterer Darstellung in den "Aphorismen aus der chemischen Physiologie der Pflanzen"(22) die Lebenskraft als die unbekannte Ursache definiert, welche die Elemente hindert, "ihren ursprünglichen Ziehkräften zu folgen".(23) Später wandte er sich von dieser Auffassung ab. (24)
Schelling verstand sich als Philosoph, der den empirischen Wissenschaften keinesfalls abgeneigt war, was er bei verschiedenen Gelegenheiten betonte. In der Einleitung zu seinem ebenfalls 1799 erschienen Werk "Erster Entwurf eines Systems der Naturphilosophie"(25) stellte er ein profundes Wissen an neuen Erkenntnissen und Theorien auf dem Gebiet der Naturwissenschaften unter Beweis, darunter finden sich von ihm zitierte astronomische Arbeiten Friedrich Wilhelm Herschels, (26) Benjamin Franklins Ausführungen (27) über Magnetismus, Felix Fontanas mikroskopische Beobachtungen.(28) In seinem ebenfalls 1799 erschienenen Werk "Einleitung zu einem Entwurf eines Systems der Naturphilosophie oder über den Begriff der speculativen Physik und die innere Organisation eines Systems dieser Wissenschaft" verwahrte er sich gegen den Vorwurf, die Erfahrungswissenschaften abzulehnen und bekannte sich ausdrücklich zu ihnen.(29) Dies unterschied ihn von einigen seiner Anhänger, teilweise brachte die Übernahme seines philosophischen Standpunktes eine Vereinfachung und Trivialisierung mit sich.(30)
Die Begeisterung für die Schellingsche Naturphilosophie teilte Humboldt mit Naturwissenschaftlern unterschiedlicher Generationen, zu denen u. a. der führende Chemiker Justus von Liebig und der als Autorität auf dem Gebiet der Physik geltende Georg Christoph Lichtenberg (31) gehörten. Da Schelling bei Naturwissenschaftlern die Hoffnung nährte, er könne aus philosophischen Überlegungen heraus Naturgesetze erkennen,(32) hoffte auch Humboldt, die Naturphilosophie werde einerseits den empirischen Wissenschaften helfen, das Entdeckte auf Prinzipien zurückzuführen, andererseits die neuen Entdeckungen begründen.(33) Humboldt ging von einem Begriff der "Naturphilosophie" aus, wie ihn Aristoteles gebrauchte - er verstand darunter das Aufsuchen des Gesetzlichen, die Anordnung des Empirischen nach Ideen.(34) Die Beziehung zwischen "Naturphilosophie" und "empirischem Substrat", wie er es nannte, schien ihm bei Schelling gegeben. Gegenüber Schelling beteuerte er, er sehe mit Sehnsucht dessen Journal (35) entgegen, in dem er das Geheimnis des Organismus enthüllen werde - allerdings schrieb er nie für diese Zeitschrift. 1806 schickte Humboldt an Schelling seine Arbeit "Ideen zu einer Physiognomik der Gewächse"(36) und gab der Hoffnung Ausdruck, die Lektüre möge ihn wie ein Spaziergang durch schattige Wälder zerstreuen.(37) Er kündigte schon an, in seinem bald erscheinenden "Gemälde der Tropenwelt" die Empfindungen tiefer Bewunderung ausdrücken zu wollen. Tatsächlich brach er im Vorwort eine Lanze für das Schellingsche System und verteidigte den Philosophen, indem er betonte, er sei weit von der Meinung entfernt,
"das ächte naturphilosophische Studium (könne) den empirischen Untersuchungen schaden, und als sollten ewig Empiriker und Naturphilosophen als streitende Pole sich einander abstoßen. [...] Wer kann daher auch frohern und innigern Antheil, als ich, an einem Systeme nehmen, das [...] helles Licht über Organismus, Wärme, magnetische und elektrische, der bisherigen Naturkunde so unzugängliche, Erscheinungen zu verbreiten verheißt?"(38)
Schelling hatte mit seiner Gleichsetzung von Naturphilosophie und "spekulativer Physik" den Eindruck erweckt, er interessiere sich für die Fortschritte der zeitgenössischen Physik.
In seinen frühen Werken (zwischen 1797 und 1805) zitierte Schelling eine sehr große Anzahl von Naturwissenschaftlern.(39) Einige von ihnen gehörten ebenso zu seinen Korrespondenzpartnern wie zu denen Humboldts. Zu Schellings Korrespondenzpartnern (40) gehörten Briefpartner Humboldts wie der Astronom Friedrich Wilhelm Bessel, der Biologe Christian Gottfried Ehrenberg, der Astronom Johann Franz Encke, der Mediziner und Maler Carl Gustav Carus, der Botaniker Christian Gottfried Nees von Esenbeck und der Naturforscher Hans Christian Ørsted.(41) Alexander von Humboldt hatte darüber hinaus brieflichen Kontakt (42) zu zahlreichen anderen romantischen Naturforschern bzw. Ärzten, Mathematikern, Philosophen, so zu Carl Friedrich Burdach, Friedrich von Paula Gruithuisen, Karl Wilhelm Gottlob Kastner, Karl Friedrich Kielmeyer, Lorenz Oken, Friedrich Pfaff, Georg Friedrich Pohl, Johann Christian Reil, Gotthilf H. von Schubert, Johann Bernhard Wilbrand. Mit ihnen verbanden ihn gemeinsame wissenschaftliche Interessen, und er traf sie zu verschiedener Gelegenheit. Einige von ihnen gehörten der 1822 gegründeten Gesellschaft deutscher Naturforscher und Ärzte an oder standen ihr nahe (u. a. Oken, Carus, Georg August Goldfuss).
Vor allem aber erhoffte der junge Humboldt, bei älteren, etablierten Kollegen, Ermutigung und Unterstützung zu finden. Insofern hatte der Briefwechsel mit romantischen Naturforschern auch eine soziale Komponente. In einem Brief vom Mai 1789 betonte der zwanzigjährige Humboldt gegenüber dem Mathematiker F. Pfaff, wie wichtig ihm der Kontakt zu führenden Gelehrten seiner Zeit ist:
"Die Bekanntschaft so vieler gelehrter Männer, die mehr als dies, auch gebildet zum gesellschaftlichen Leben sind, war mir viel, überviel werth. Es ist für mich ein niederschlagender Anblick, Menschen von Genie zu sehen, die oft auf der höchsten Stufe intellektueller Cultur stehen, und dabei keine andere Mittheilung als durch die Feder oder vom Katheder kennen."(43)
Er bekräftigte, wie sehr er Pfaff um seinen "Club" interessanter Männer in Helmstedt beneidete. Auch an Georg Christoph Lichtenberg wandte sich der junge Humboldt, um von ihm Zuspruch zu erhalten. Schon 1790 schrieb er an Lichtenberg:
"Zufriedenheit mit meiner Arbeit erwarte ich nicht, jede Aeußerung davon nehme ich nur als Aufmunterung an; glüklich genug würde ich mich schäzen, wenn ich nur den Gedanken in Ihnen erregen kann, daß ich vielleicht künftig einmal (wenn ich nicht mehr mit den Augen des zwanzigjährigen Jünglings sehe) etwas besseres und Durchdachteres liefern werde."(44)
Anmerkungen:
(9) Es sind ca. 30 Briefe überliefert, die bisher nur teilweise gedruckt sind. Vgl. Braun 1908 sowie Fuhrmann 1962-1975.
(10) Humboldt vermutete, Ph. F. Walther habe F. W. J. Schelling darüber informiert, daß Humboldt sich anzueignen wünsche, was Schelling "durch die Begründung einer Naturphilosophie in den letzten Jahren Großes und Schönes errungen" habe. Brief A. v. Humboldt an F. W. J. Schelling vom 1. Februar 1805. In: Braun 1908, S. 110.
(11) Brief F. W. J. Schelling an A. v. Humboldt, Würzburg, im Januar 1805. In: Braun 1908, S. 110.
(12) Gemeint sind "Jahrbücher der Medizin als Wissenschaft". Schelling hatte bereits im Frühjahr 1804 diesen Plan gefaßt, aber die erste Nummer erschien erst im September 1805. Das Jahrbuch hatte wie andere Periodika Schellings keine lange Lebensdauer - es erschienen nur sechs Nummern. Schelling verlor nach und nach das Interesse an der Zeitschrift. Vgl. Gulyga 1989, S. 176-177. Den Hinweis auf diese Arbeit verdanke ich Herbert Pieper.
(13) Brief A. v. Humboldt an F. W. J. Schelling vom 1. Februar 1805. In: Fuhrmann 1962-1975, Zusatzband, S. 181.
(14) Ebenda.
(15) Ebenda.
(16) Diese Bemerkung läßt erstaunen, wurden doch Humboldts frühe physiologische Arbeiten besonders im Ausland kontrovers aufgenommen - Humboldt hatte sich gegen Allessandro Volta und John Brown gestellt, und Nicolas Théodore de Saussure zweifelte Humboldts Versuche über die Absorption des Sauerstoffs durch feuchte Erden an (vgl. Brief Humboldt an J.-C. Delamétherie o. D., wahrscheinlich Ende 1898). In: Jahn/Lange 1973, S. 646. Andere Kollegen, darunter Déodat G. de Dolomieu, hatten bereits 1796 Versuche Humboldts über die Wirkung der oxygenierten Salzsäure auf die Reizbarkeit der tierischen Fasern wiederholt, konnten aber nicht die von Humboldt gemachten Resultate reproduzieren (ebenda, S. 563). C. A. Rudolphi (1799) und I. Stieglitz (1814) lehnten in Deutschland seine Ansichten über Erregungsleitung ab (vgl. K.-E. Rothschuh 1969, S. 130). Allerdings wurde Humboldts 1797 erschienenes Buch Versuche über die gereizte Muskel- und Nervenfaser, nebst Vermuthungen über den chemischen Proceß des Lebens in der Thier- und Pflanzenwelt (vgl. Humboldt 1797) sehr positiv besprochen. 1798 mehrten sich jedoch die Anfragen von Physikern (bezieht sich u. a. auf Veröffentlichungen in Breras physiologischem Journal) u. a. über seine chemisch-physiologischen Versuche, die von einigen nicht reproduziert werden konnten. Humboldt sah sich genötigt, dazu einzeln Stellung zu nehmen. Vgl. Humboldt 1798.
(17) Brief A. v. Humboldt an F. W. J. Schelling v. 10. Februar 1806. In: Fuhrmann 1962-1975, Zusatzband, S. 344-345.
(18) Brief K. J. H. Windischmann an F. W. J. Schelling vom 24. März 1806. Vgl. G. Stefansky 1925, S. 65 sowie Fuhrmann 1965-1972, S. 344.
(19) Schelling 1799, S. 165.
(20) Schelling 1799, S. 166.
(21) Schelling 1799, S. 165.
(22) Vgl. Humboldt 1794.
(23) Ebenda.
(24) Humboldt hat seine frühen Ansichten über die "Lebenskraft" 1795 in der Erzählung "Die Lebenskraft oder der rhodische Genius" veröffentlicht (vgl. Humboldt 1795). Er nahm diese Erzählung in seine 1808 erstmals erschienenen Ansichten der Natur auf, kommentierte sie jedoch in den der dritten Auflage angefügten "Zusätzen" kritisch (vgl. Humboldt 1849, Bd. 2, S. 403-404). Er verwies auch auf seine bereits 1797 erschienene Arbeit Versuche über die gereizte Muskel- und Nervenfaser, nebst Vermuthungen über den chemischen Proceß des Lebens in der Thier- und Pflanzenwelt (vgl. Humboldt 1797), wo er bereits erklärt habe, daß er das "Erwiesensein jener eigenen Lebenskräfte" keineswegs für belegt halte (Humboldt 1849, S. 310-311).
(25) Vgl. Schelling 1799, S. 165.
(26) Ebenda, S. 119.
(27) Ebenda.
(28) Ebenda, S. 208.
(29) Vgl. Schelling 1799a, S. 12.
(30) Vgl. Tsouyopoulus 1992, S. 66.
(31) Vgl. G. Chr. Lichtenberg. In: Leitzmann 1799.
(32) Schelling setzte sich mit der Auffassung Fichtes auseinander, die Naturphilosophie habe immer erst "nach der Tat geweissagt". Schelling bestritt, daß Fichte Naturwissenschaftlern jemals Anregungen gegeben habe (z. B. zum Thema Magnetismus) und erklärte in scharfer Form, die "Physikanten" würden sich für Fichtes "Anleitung zum Experimentieren" bedanken. Er dagegen habe durch den allgemeinen Satz "Je zwei (der Qualität nach ) voneinander verschiedene Körper können wie die zwei Seiten eines Magnets betrachtet werden, und um so mehr, je größer ihre relative Differenz ist", einen deutschen Naturforscher dazu angeregt, aus Silber und Zink eine "wahre, nach den Polen deutende Magnetnadel" zusammengesetzt zu haben. Vgl. F. W. Schelling 1860, S. 108-109.
(33) Brief A. v. Humboldt an J. W. J. Schelling vom 1. Februar 1805. Vgl. Braun 1908, S. 112.
(34) Vgl. Brief A. von Humboldt an Chr. G. Ehrenberg o. D., dienstags, wahrscheinlich 1836, ABBAW, NL Ehrenberg, Nr. 420.
(35) Wahrscheinlich sind Schellings "Jahrbücher der medizinischen Wissenschaften" gemeint.
(36) Am 30. Januar 1806 hatte Humboldt diese Schrift in einer öffentlichen Sitzung der Preußischen Akademie der Wissenschaften gelesen - etwa gleichzeitig erschien sie noch im selben Jahr bei Cotta in Tübingen. Diese Publikation wurde u. a. von Goethe begeistert aufgenommen, der darin eine neuartige, höhere Behandlung botanischer Phänomene erblickte. Die Arbeit bildete das zeitlich früheste Stück der späteren "Ansichten der Natur".
(37) Vgl. Brief A. v. Humboldt an F. W. J. Schelling vom 10. Februar 1806. In: Stefansky 1928. Die Angabe in der Fußnote ist allerdings falsch - es handelt sich nicht um "Essai sur la géographie des plantes", sondern um Ideen zu einer Physiognomik der Gewächse. Humboldt trug zu diesem Thema am 30. Januar 1806 im Plenum der Preußischen Akademie der Wissenschaften vor. Die Arbeit erschien erstmals 1806 als Privat- und Separatdruck in Stuttgart, wurde aber im selben Jahr von Cotta in Tübingen publiziert.
(38) A. v. Humboldt: Vorrede vom Juli 1805. In: Einleitung oder Ideen zu einer Geographie der Pflanzen, nebst einem Naturgemälde der Tropenländer. Tübingen: Cotta, Paris: F. Schoeller, 1807, S. Vf. (weitere Einzelheiten vgl. Fiedler/Leitner 2000, S. 234ff.)
(39) D. v. Engelhardt hat diese einzeln aufgelistet. Vgl. D. v. Engelhardt 1985, S. 42-44.
(40) Von den Genannten befinden sich mehrere Briefe im Nachlaß J. W. J. Schellings, der im Archiv der BBAW aufbewahrt wird: F. W. Bessel: 2 Briefe, C. G. Carus: 1 Brief, Chr. G. Ehrenberg: 4 Briefe, J. F. Encke: 2 Briefe, Chr. G. Nees von Esenbeck: 2 Briefe, H. Chr. Ørsted: 6 Briefe.
(41) Bei vorläufiger Durchsicht des noch nicht veröffentlichten Briefwechsels entsteht der Eindruck, es handele sich weniger um wissenschaftliche, als vielmehr um wissenschaftspolitische bzw. organisatorische Diskussionen.
(42) In einigen Fällen ist kein Briefkontakt belegt, aber gegenseitige Besuche. So verweist Humboldt in einem Brief an den Mathematiker F. Pfaff vom 11. Mai 1789 darauf, daß er den Mathematiker und Schriftsteller A. G. Kastner mehrfach besucht habe.
(43) Brief A. v. Humboldt an F. Pfaff v. 11. Mai 1789. In: C. Pfaff 1853. Sowie Jahn/Lange 1973, S. 57.
(44) Brief A. v. Humboldt an G. Chr. Lichtenberg vom 3. Oktober 1790. Vgl. Zaunick 1939 sowie Jahn/Lange 1973, S. 109.letzte Seite | Übersicht | nächste Seite