Gespiegelte Fassung der elektronischen Zeitschrift auf dem Publikationsserver der Universität Potsdam, Stand: 18. August 2009
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Alexander von
HUMBOLDT im NETZ

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HiN                                                     I, 1 (2000)
 
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International Review for Humboldtian Studies
Revista Internacional de Estudios Humboldtianos
Internationale Zeitschrift für Humboldt-Studien

 

Herbert Pieper

"Ungeheure Tiefe des Denkens, unerreichbarer Scharfblick und die seltenste Schnelligkeit der Kombination"

Zur Wahl Alexander von Humboldts in die Königliche Akademie der Wissenschaften zu Berlin vor 200 Jahren

 

Abstracts

On the 17th of July 1800 Alexander von Humboldt was elected as an extraordinary member of the Prussian Académie royale des sciences et belles-lettres at Berlin. The paper first deals with Humboldt’s scientific activities before his election and then goes into detail as far as his integration into the work of the Academy is concerned. Humboldt was elected as a chimiste célèbre, but as a member of the Academy he did not work as a chemist. When Humboldt proposed in 1837 to classify the members of each class in special fields, he chose for himself the field of "mineralogy-geology".

 

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El 17 de julio de 1800 Alexander von Humboldt fue nombrado miembro extraordinario de la prusiana Académie royale des sciences et belles-lettres en Berlín. La presentación estudiará primero las actividades científicas de Humboldt antes de su nombramiento para después entrar en detalle en su integración en la labor de la Academia. Humboldt fue elegido como chimiste célèbre, pero como miembro de la Academia no trabajó como químico. Cuando Humboldt sugirió en 1837 clasificar a los miembros de cada clase en áreas especificas, seleccionó para sí mismo el campo de la "mineralogia-geologia".

 

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Nach einem Vortrag, gehalten am Alexander-von-Humboldt-Tag, dem 14. September 2000, in der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften und im Rahmen der 6. Bad Stebener Humboldt-Tage, am 14. Oktober 2000, in Bad Steben.

Alexander von Humboldt (1769 - 1859) lebt im Bewußtsein der Öffentlichkeit vor allem als der Verfasser des "Kosmos" und der "Ansichten der Natur", sowie als der Forschungsreisende in die Äquinoktial-Gegenden des neuen Kontinents. Die Werke aus Humboldts mittleren und späten Jahren sind so prägend für sein Bild als Wissenschaftler, dass darüber sein Schaffen aus dem frühen Lebensabschnitt in den Hintergrund tritt. Als der 29jährige Humboldt am 5. Juni 1799 zu seiner Forschungsreise aufbrach, die durch die spanischen Vizekönigreiche Neugranada, Peru und Neuspanien, durch das Generalkapitanat Kuba sowie in die USA führte, galt er bereits als vielseitiger Naturforscher. Er war seit 1793 Mitglied der Kaiserlichen Leopoldinisch-Carolinischen Akademie der Naturforscher und wurde im August 1800 außerordentliches Mitglied der Académie royale des Sciences et Belles-Lettres zu Berlin.

Es war der 4. August 1800 als der preußische König Friedrich Wilhelm III. die Wahl von vier Gelehrten zu neuen Akademiemitgliedern bestätigte, und zwar die "Wahl des Majors von Zach zu Gotha, des Kayserlichen Majors und Ritters von Vega, des Ober-Bergraths von Humbold [sic!] und des Ober-Sanitäts-Raths Hermbstaedt", "und zwar der beyden ersteren als auswärtige, und der beyden letzteren als außerordentliche Mitglieder"

Von Zach leitete die Sternwarte auf dem Seeberg bei Gotha. Von Vega war als Offizier der österreichischen Armee Professor für Mathematik. Der Königliche Hofapotheker Hermbstaedt war zugleich Professor für Chemie und Pharmazie an einem Berliner Collegium.

Der Oberbergrat Alexander von Humboldt war Ende 1796 aus dem Bergdienst ausgeschieden. Am 5. Juni 1799 war er zusammen mit dem französischen Arzt und Botaniker Aimé Bonpland von Spanien aus zu einer Forschungsreise ins spanische Amerika aufgebrochen. Anfang August hatten die beiden Forscher schon 11 ½ Monate im Vizekönigreich Neu-Granada verbracht. Die legendäre Fahrt in einer Piroge auf dem Orinoco war bereits beendet. Mitte Juni waren Humboldt und Bonpland in Angostura (dem heutigen Ciudad Bolívar) eingetroffen und reisten dann weiter durch die Karibenmissionen und die Llanos nach Nueva Barcelona, wo sie am 23. Juli 1800 ankamen und sich bis zum 26. August aufhielten. In dieser Zeit war in Berlin die königliche Bestätigung Alexander von Humboldts zum außerordentlichen Mitglied der Akademie der Wissenschaften erfolgt.

Anläßlich der 200. Wiederkehr seines Berliner akademischen Geburtstages und des 300. Jahrestages der Stiftung der Akademie der Wissenschaften zu Berlin soll im folgenden an Alexander von Humboldts Leben und Wirken bis 1800 und an seine Wahl in die Akademie der Wissenschaften zu Berlin erinnert werden.

Welche wissenschaftlichen Verdienste rechtfertigten die Aufnahme des Oberbergrats und Forschungsreisenden Alexander von Humboldt als außerordentliches Mitglied der Königlichen Akademie der Wissenschaften zu Berlin? Was erwartete die Akademie von seiner Mitgliedschaft? Hat Humboldt diese Erwartungen erfüllt? Im folgenden wird der Versuch unternommen, diese Fragen zu beantworten. Der Vortrag gliedert sich in sieben Abschnitte:

 

Alexander von Humboldts Leben und Wirken bis 1800

- Leben und Wirken

- Begegnungen und Ereignisse

- Die Publikationen

- "Physique du monde"

- Alexander von Humboldt: Chemiker?

 

Alexander von Humboldts Aufnahme in die Akademie der Wissenschaften zu Berlin

- Außerordentliches Mitglied

- Ordentliches Mitglied

- Alexander von Humboldt: Mineraloge und Geognost?

 

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Zum Autor

Pieper, Herbert

Wissenschaftshistoriker. Studium der Mathematik. 1970 Promotion an der Humboldt-Universität zu Berlin. 1978 Hinwendung zur Wissenschaftsgeschichte: Beiträge zur Geschichte der Astronomie, des Erdmagnetismus, der Geodäsie, der Mathematik, der Physik und der Physiologie des 19. Jahrhunderts. Herausgeber des "Briefwechsels zwischen Alexander von Humboldt und C. G. J. Jacobi" (Berlin 1987). Seit Oktober 1999 an der Alexander-von-Humboldt-Forschungsstelle der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften.

 

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