Logo :: HiN - Humboldt im Netz

______________________________________________________

Navigationselement: zurck HiN 16 | Herbert Pieper zum 65. Geburtstag Navigationselement: weiter

Eberhard Knobloch

Herbert Pieper zum 65. Geburtstag - ein Rückblick

2. Herbert Pieper und ich

Der letzte bedeutende griechische Schriftsteller der Spätantike, Plutarch aus Chaironeia des zweiten nachchristlichen Jahrhunderts, ist vor allem durch seine zweiundzwanzig Parallelbiographien griechischer und römischer Persönlichkeiten noch heute berühmt. In seiner Nachfolge sei einmal versucht, unser beider bisheriges Leben aufeinander bezogen Revue passieren zu lassen.

Beide gehören wir dem Jahrgang 1943 an. Unsere Geburtsorte beginnen beide mit G: Gutenwirt in Westpreußen, das seit 1920 zum polnischen Korridor gehörte, Görlitz in Schlesien, das 1945 zu einer geteilten deutsch-polnischen Stadt wurde. Wir sind also beide Zugereiste mit Migrationshintergrund, Wahlberliner, er seit 1948, ich seit 1944.

Kennengelernt haben wir uns im Oktober 1983 am Südrand des Harz im thüringischen Ilfeld. Die Fachsektion „Geschichte, Philosophie und Grundlagen der Mathematik“ der Mathematischen Gesellschaft der DDR hatte mich zu ihrer Jahrestagung dorthin zu einem Vortrag über Leibniz eingeladen. Damals ahnten wir beide nicht, dass er acht Jahre später mein Mitarbeiter an der TU Berlin werden sollte.

Als er mich Ende 1990 dort aufsuchte, um mit mir über einen DFG-Antrag zu beraten, hatte ich zuvor seine Edition des Briefwechsels A. v. Humboldts mit Jacobi genauer studiert. Kein Zweifel: diese vorbildliche Edition zeigte mir besser als jedes Empfehlungsschreiben, mit welch tüchtigem Wissenschaftshistoriker und ausgewiesenem Editor ich es zu tun hatte. Mit anderen Worten: Alexander von Humboldt hat eine überaus positive, wesentliche Rolle gespielt, als wir begannen, wissenschaftlich zusammen zu arbeiten. Diese Zusammenarbeit ist seitdem nicht mehr abgerissen.

Und doch wussten wir 1991, als er nach erfolgreich gestelltem DFG-Antrag die Arbeit an der TU für vier Jahre aufnahm, nicht, dass uns zehn Jahre später unsere wissenschaftliche Tätigkeit dauerhaft miteinander an der BBAW verbinden sollte. Beide mit dem DFG-Projekt verbundenen Ziele hat Herbert Pieper erreicht, die Edition des Briefwechsels zwischen Jacobi und Legendre (Stuttgart –Leipzig 1998) und einer zahlentheoretischen Vorlesung Jacobis (Augsburg 2007): eine Tatsache, die keineswegs selbstverständlich ist und hervorgehoben zu werden verdient.

In die gemeinsame TU-Zeit von 1991 bis 1995 fiel sein 50. Geburtstag, den ich mit meinem Vorredner Reinhard Bölling bei Familie Pieper in Müggelheim feierte. Nur zu gern denke ich an die anheimelnde Atmosphäre zurück, an die behagliche Gemütlichkeit, die das Wohnzimmer dank Herbert Piepers warmherziger Frau ausstrahlte. Es war, als hätte Goethes Frosch im Faust gesagt:

            Mein Müggelheim lob ich mir!

            Es ist ein klein Paris und bildet seine Leute.

Es folgten gemeinsam besuchte Kongresse und Tagungen wie der Weltkongress für Wissenschaftsgeschichte im spanischen Zaragoza mit einem Besuch der arabisch geprägten Stadt Toledo 1993, wie die Tagung zur Mathematikgeschichte im Mathematischen Forschungsinstitut Oberwolfach im Südschwarzwald 1994, das von Herbert Pieper organisierte Baeyer-Symposium in Köpenick 1994 mit dem Geodäten Dieter Legemann.

Es folgten gemeinsame Ausflüge in den Oderbruch nach Criewen nahe Schwedt mit dem von Arnim-Schloss, in die Müggelberge, zum Tegeler See. Es folgten gemeinsame Veröffentlichungen zu verschiedenen Themen, zu Jacobi (1995), zu Alexander von Humboldt (2003; 2007).

Es folgten gemeinsame Lehrveranstaltungen wie das mit dem Physikhistoriker Dieter Hoffmann an HU und TU Berlin durchgeführte Seminar zu Helmholtz und dem Energie­erhaltungssatz 1997. Kurz: wir waren aus Bekannten zu Kollegen und Freunden geworden, auch das eine Erfahrung, die angesichts der Ausgangsbedingungen alles andere als selbstverständlich ist und hervorgehoben zu werden verdient.

Ende 2000 – Herbert Pieper war seit einem guten Jahr Mitarbeiter der Alexander-von-Humboldt-Forschungsstelle – begann sich die Möglichkeit abzuzeichnen, dass ich Leiter dieser Forschungsstelle werden sollte. Deshalb wurde ich zur Feier des 50-jährigen Dienstjubiläums einer ihrer ehemaligen Mitarbeiterinnen eingeladen, die ich damals schon seit Jahrzehnten wegen meiner Mitarbeit an der Leibniz-Edition kannte: Ich meine Margot Faak, die für mehrere Jahre als Leihmitarbeiterin von der Humboldt-Forschungsstelle an die Leibniz-Edition innerhalb der Akademie der Wissenschaften der DDR gewechselt hatte. Die deutsch-deutsche Zusammenarbeit zur Verwirklichung dieser Edition ist nie, auch nicht in schlimmsten Zeiten des kalten Krieges, abgerissen.

Abb. 4. Die Mitarbeiter der Alexander-von-Humboldt-Forschungsstelle am 11.1.2001

Zoom

Abb. 4. Die Mitarbeiter der Alexander-von-Humboldt-Forschungsstelle am 11.1.2001

Die Feier fand am 11. Januar 2001 in der Humboldt-Forschungsstelle statt, wovon das Bild Zeugnis ablegt. Die Freude über das Ereignis ist den Teilnehmern nicht unmittelbar ins Gesicht geschrieben. Mit ernster Mine sitzen am Tisch: Dr. Schilar, zuständig für die Akademievorhaben der BBAW, der vom Blumenstrauß verdeckte Herbert Pieper, Dr. Schwarz, Frau Dr. Werner, ich, Frau Mikosch. Die Zukunft lastete offenbar schwer auf uns. Das sollte sich bald nach meinem Dienstantritt am 1. August 2002 nachhaltig ändern.

Am 5. März 2003 feierte die fast gleiche Runde den 60. Geburtstag von Herrn Pieper.

Abb. 5. Karin Elisabeth Becker und Herbert Pieper in der Alexander-von-Humboldt-Forschungsstelle am 5.3.2003

Zoom

Abb. 5. Karin Elisabeth Becker und Herbert Pieper in der Alexander-von-Humboldt-Forschungsstelle am 5.3.2003

Das Geburtstagskind und Frau Dr. Becker strahlen.

Abb. 6.Petra Werner, Ingo Schwarz und Eberhard Knobloch in der Alexander-von-Humboldt-Forschungsstelle am 5.3.2003

Zoom

Abb. 6. Petra Werner, Ingo Schwarz und Eberhard Knobloch in der Alexander-von-Humboldt-Forschungsstelle am 5.3.2003

Auch Frau Dr. Werner, Dr. Schwarz und ich haben nunmehr allen Grund zur Freude. Dies ist, sehe ich recht, auch weitgehend so geblieben. Wir hoffen, lieber Herbert, ich hoffe, dass du die Jahre mit uns, mit mir, in guter Erinnerung behältst. Wir wünschen Dir die Kraft, Deine wissenschaftlichen Pläne wie bisher erfolgreich durch- und zu Ende zu führen.

______________________________________________________

Navigationselement: zurck

hin-online.de. postmaster@hin-online.de
Letzte Aktualisierung: 21 April 2008 | Kraft
Best viewed with Mozilla Firefox 2.

Navigationselement: weiter