Gespiegelte Fassung der elektronischen Zeitschrift auf dem Publikationsserver der Universität Potsdam, Stand: 18. August 2009
Originalfassung zugänglich unter http://www.hin-online.de

H i N

Alexander von
HUMBOLDT im NETZ

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HiN                                                     II, 3 (2001)
 
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Michael Zeuske: Humboldt, Historismus, Humboldteanisierung

Der "Geschichtsschreiber von Amerika", die Massensklaverei und die Globalisierungen der Welt

 

"El recuerdo de aquel país es para mi tan precioso ..."
("die Erinnerung dieses Landes ist für mich so wunderschön")(1)

Weltgeschichtliche Globalisierungen, Geschichte der Sklaverei, der deutsche Historismus und die Insel Kuba – was haben sie miteinander zu tun? Welche Bedeutung hat die Karibikinsel für die Humboldteanisierung, als eine Form der kulturellen Globalisierung Lateinamerikas im neunzehnten Jahrhundert (bzw. der sog. "Mexikanisierung"(2) Humboldts)? Was hat andererseits die deutsche Historismus-Debatte (3) mit der Expedition Alexander von Humboldts nach Amerika (1799-1804) zu schaffen?

Zunächst einmal soviel, dass Humboldt nicht nur global gedacht hat. Er erkundete und erfuhr zu Beginn der zweiten Globalisierung, der Globalisierung des anbrechenden Industriezeitalters, realiter, in personam, sozusagen auf Augenhöhe, die Grenzen der, wenn man so will, "westlichen" oder "atlantischen" Welt (übrigens auch in östlicher Richtung, nach Rußland und Zentralasien hin; in der Planung sogar bis Indien (4) und über den Pazifik um die ganze Welt). Diese "atlantische" Welt wurde in den folgenden zwei Jahrhunderten zum Zentrum der zweiten Globalisierung, von ihr gingen die technische Erschließung des Globus ("Dampfmaschine und Telegraph"(5)), die zweite Welle der europäischen Expansion und die Bildung von Nationen aus; in ihr fanden die Konflikte um nationale und soziale Hegemonie statt. Erst in der Verdichtung durch die zweite Globalisierung entstand "Weltgeschichte" im engeren Sinne.(6)

Humboldt hat diese Welt, dieses Terrain der zweiten Globalisierung, vom Standpunkt deutsch-französischer, "europäischer", Geistesentwicklung aus erkundet. Sozusagen mit seinem Bruder im Kopf. Aber Alexander von Humboldt war in gewissem Sinne ein atlantischer Intellektueller, nicht nur ein deutscher, französischer oder europäischer.

Wichtig ist es zunächst, daß Humboldt einen seiner großen politischen Essays über Kuba geschrieben hat. Der "Essai politique sur l’île de Cuba" ist das zuletzt entstandenen Werk unter diesen großen Essays Humboldts, die zusammen mit dem Essay über Neu-Spanien (Mexiko), der Relation historique über Venezuela, seinen Tagebüchern und den Briefen, das sogenannte corpus americanum in seinem Werk bilden.

Der Essai politique über Kuba ist ein Schlüsseltext der zweiten Globalisierung. Seine Verwurzelungen in der Realgeschichte, besser ist vielleicht sogar das Konzept der "Beziehungen" zur Realgeschichte, wie auch weitere Konzepte, Quellen, Intextualitäten und nicht zuletzt seine Wirkungen bieten eine repräsentative Grundlage für die Beantwortung der oben gestellten Fragen.

Noch 1992 klagte Manfred Kossok in einer seiner letzten Arbeiten darüber, daß es den "Essai politique sur l’île de Cuba" nur im lateinischen Kulturbereich gäbe.(7) Deutsche Leser sollten heute etwas glücklicher sein. Ähnliches kann für spanische Humboldtianer gelten. 200. Jahre nach der Amerikareise Alexander von Humboldts (1799-1804) kann schon Freude darüber aufkommen, daß endlich, nach mehr 160 Jahren, Ausgaben des Essai politique über Kuba in Deutschland und in Spanien vorliegen (8). Angesichts neuer Globalisierungen erinnert sich das europäische Europa eines seiner geistigen Wegbereiter. Nachdem der erste Jubel verklungen ist, muss der kritische Blick folgen.

Die neue deutsche Ausgabe trägt den Titel "Cuba-Werk". Warum er gewählt wurde, ist schwer verständlich (9). "Cuba-Werk" spiegelt weder die Übersetzung des klassischen Titels "Essai politique sur l’île de Cuba" klar wider, noch läßt er sich in eine der europäischen Sprachen einigermaßen getreu rückübersetzen. Die Übersetzung in Spanisch "Obra sobre Cuba"(10) klingt einfach banal. Einen Vorteil aber hat dieser Titel. Eventuell verbreitet sich so die Kenntnis, daß das "Cuba-Werk" nicht nur aus einem "Essai", sondern aus drei relativ selbständigen Teilen besteht, dem Haupttext, eben dem "Essai politique sur l’île de Cuba", dem "Tableau statistique de l’île de Cuba" (oder "Supplément") und Humboldts Kuba-Karte sowie dem Erklärungstext "Analyse raisonnée de la carte de l’île de Cuba".(11)

 

Der Essai politique und die Geschichte

Der Text des Essai politique über Kuba wiederum besteht aus zwei Hauptteilen. Einer mit empirischen Daten gesättigten "Länder-Monographie" (Ette) und der Kritik an der Sklaverei. Geschichte als Wissenschaft hat auch bei Humboldt drei Funktionen: eine auf Fakten und Zahlen beruhende Analyse und Widerspieglung ("Bild"), eine auch gegenstandsinterne Werte und Maßstäbe einbeziehende Kritik sowie eine Prognosefunktion. Diese Funktionen vereinte Humboldt in einem Text. Er sollte als eine schöne Erzählung ("Narratio") einem breiteren Publikum zugänglich sein. Letzteres vereinigt – eben als Geschichtsschreibung - Cannons Humboldtian Science (12) und Ettes Humboldtian Writing.(13)

Das Bild (14), welches Humboldt von Kuba im Essai politique zeichnete, ist bis heute unerreicht.(15) Sein Bild Kubas erfaßt in "Konstruktion" und Text das wichtigste sozialpolitische, wirtschaftliche und kulturelle Problem der Jahre 1800-1820: die Alternativsituation "Ausweitung oder Verringerung der Sklaverei?" im Umfeld der zweiten Globalisierung, die Kuba mit einem weltweiten Massenmarkt für Zucker die Chance zu einer extremen Produktionssteigerung bot. Einige Regionen Kubas um die Städte Havanna-Matanzas (denn der Zuckerboom gründete sich am Beginn, etwa um 1800, auf ganze 4% des kubanischen Territoriums) stiegen von einer Peripherie des Ancien-régime-Kolonialsystems (in dessen Zentrum das französischen Saint-Domingue und das englische Jamaika gestanden hatten) zu einem regionalen Zentrum auf; in bezug auf die Zuckerproduktion war es sogar das Zentrum der Welt; die Metropole Spanien in gewissem Sinne sein Anhängsel.

In der Begrifflichkeit der kubanischen Historiographie und im Zusammenhang der Globalisierung handelt es sich um den Konflikt zwischen dem "großen Kuba" und dem "kleinen Kuba". Unter dem "großen Kuba" ("Cuba grande") wird dabei – in soziologischer Pointierung - ein Kuba verstanden, daß von großen Plantagen und Massensklaverei im Zucker dominiert wird, kontrolliert durch die lokale Elite und integriert in die entstehenden Weltmärkte. Das "kleine Kuba" ("Cuba pequeña") ist dagegen ein Kuba der kleinen und mittleren Besitze freier Bauern in einer diversifizierten Agrarwirtschaft im Besitz freier Bauern, die für lokale Märkte und für die Subsistenz produzieren, und unter Kontrolle der imperialen Bürokratie.(16) Humboldt war, eben weil er diese Grundalternative der wirtschaftlichen Entwicklung klar erfasste und darstellte, der beste nichtkubanische "Sozialwissenschaftler" seiner Zeit. Seine prognostischen Vorstellungen in bezug auf die Sklaverei sind in ihrer moralischen Dimension richtig.(17) In ihrer historischen Dimension sind sie falsch. Trotzdem stellt der Essai politique über Kuba einen universalistischen Schlüsseltext am Beginn der zweiten Globalisierung dar. Wir kennen heute die Entwicklung Kubas, die für Humboldt 1826-1830 Zukunft darstellte. Die Alternative "großes Kuba" dominierte und dominiert die Insel. Sie überlebte dreißig Jahre revolutionäre Kriege gegen die Kolonialmacht Spanien (1868-1898) und den nachfolgenden "ersten imperialistischen Krieg" zwischen Spanien und den USA (1898). Sie war wirtschaftliche extrem erfolgreich bis 1920. Im Umfeld des Ersten Weltkrieges und weltweiter Ressourcenkonflikte wurde die Zuckerwirtschaft Kubas zwischen 1910 und 1925 von US-Unternehmen quasi aufgekauft. Noch nach 1930 trug sie die Wirtschaft des Landes, wenn auch mit Schwierigkeiten.(18) Die Brüche der kubanischen Geschichte 1933, um 1959 und 1970 haben hier ihre makrostrukturellen Grundlagen. Auch die Versuche seit 1990, einerseits eine eigene diversifizierte Subsistenzbasis in der Landwirtschaft aufzubauen, andererseits wieder Anschluß an eine große Ökonomie zu finden, können mit der Entscheidung für die Massensklaverei zwischen 1800 und 1820 durchaus in Verbindung gebracht werden. Nicht umsonst leitet heute ein General das Zuckerministerium.(19)

Humboldt steht mit seinen Tagebuch-Bemerkungen zum "Blutzucker"(20) und seinem Essai Politique (Sklaverei: "... das größte Übel aller Zeiten") ganz am Beginn dieses Prozesses. Im Essai Politique analysiert er Grundkonstellationen dieser Alterität am Beginn der zweiten Globalisierung, beispielsweise den Im- und Export der Insel (vor allem Havannas), den Luxus-Import und den Mangel an Nahrungsmittelproduktion im "großen Kuba". Dann öffnet er die Zukunftsperspektive einer vermehrten Nachfrage durch Stärkung des inneren Konsums im Rahmen der Konzeption eines "kleinen Kuba" und schreibt: "Wenn der Sklavenhandel ganz aufhört, so werden die Sklaven nach und nach in die Klasse der freien Menschen übertreten und eine aus neuen Elementen gebildete Gesellschaft wird, ohne die Erschütterungen bürgerlicher Zwiste zu erleiden, in jene Bahnen übergehen, welche die Natur allen zahlreichen und aufgeklärten Gesellschaften vorgezeichnet hat. Der Anbau des Zuckerrohrs und des Kaffeestrauchs wird nicht vernachlässigt werden; aber es wird derselbe ebensowenig die Hauptgrundlage des Bestands der Nation bleiben, wie dies die Kultur der Cochenille für Mexico, die des Indigo für Guatemala und diejenige vom Kakao für Venezuela ist."(21) Dazu sagt der Herausgeber: "Hätte man diese Grundsätze nur rechtzeitig beherzigt, so wäre die politische Entwicklung der Insel günstig beeinflußt worden."(22) Sicherlich existierte zwischen 1800 und 1820, vielleicht sogar bis 1840, diese Alternativsituation (23). Aber wo wäre die politische Entwicklung etwa in Venezuela, Guatemala oder Mexiko durch die bloße Tatsache, daß die Wirtschaft dort diversifizierter als auf Kuba war, "günstig beeinflußt worden"? Das ist nachträgliche Mystifizierung Humboldts als (verhinderter) "Vater der Modernisierung".

Humboldts Bemerkungen über die "künftigen Schicksale" Havannas sind salomonisch. Sie sind geprägt durch die liberale Utopie, die Aufklärung möge zu mehr und nachhaltiger sozialer Vernunft führen: "Bereits ist durch die Kapitalien, welche der Handel Havannas seit 25 Jahren den Landbauern [gemeint sind die Besitzer der Zuckerplantagen, Hacendados – M.Z.] übergeben hat, ein Anfang zur Veränderung der Gestaltung des Landes gemacht worden. Dieser Kraft aber, deren Wirksamkeit stets zunehmend ist, gesellt sich eine andere bei, welche von den Fortschritten der Industrie und des Nationalwohlstandes untrennbar ist: die Entwicklung des menschlichen Verstandes. Auf diesen zwei vereinten Mächten beruhen die künftigen Schicksale des Hauptortes der Antillen." Der Herausgeber bemerkt dazu: "Damit wird ein Fortschritt nicht geodeterministisch, sondern historisch aus dem Geist der Aufklärung begründet."(24) Das mag so sein, vor allem sagt diese Stelle viel über Humboldts Realismus in bezug auf die kommerziellen und finanziellen Interessen. Sie sagt auch einiges über seine Hoffnungen. Hier wäre ein Kommentar angebracht über die Tatsache, daß sich die spanisch-kubanischen Großkaufleute und Negreros (Sklavenhändler) historisch durchgesetzt haben. Eben wegen ihrer Finanzkraft. Sie lösten die alte kreolische Oligarchie Havannas um die Jahrhundertmitte als Führungselite ab.

Die Beispiele ließen sich fortsetzen. Es soll deshalb nur noch an einem Exempel aufgezeigt werden, wo sogar die Analyse Humboldts versagt hat. Bei Humboldt heisst es: "Die Indianer der Insel Cuba sind verschwunden wie die Guanchen der Kanarischen Inseln ...".(25) Dazu bemerkt der Herausgeber etwas über die Guanchen, aber sagt nichts über das Problem der "Indianer der Insel Cuba". Hier wäre ein Verweis auf die Marginalien zum Essai politique und den brieflichen Austausch zwischen Francisco de Arango y Parreño (1765-1837) (26) und Humboldt am Platz gewesen. Aber handelt es sich wirklich um Fehler? Oder haben wir es nicht eher mit produktiven Irrtümern der Perspektive zu tun? Können uns historische Urteile eines Gelehrten Masstäbe für heute geben?

 

Humboldt als (deutsch-französischer) Geschichtsschreiber, der Essai politique über die Insel Kuba und die deutsche (Alexander von) Humboldt-Tradition

Das "Cuba-Werk" umfaßt, wie gesagt, drei Teile.(27) Der Text des Essai politique im "Cuba-Werk" von 1992 geht auf die erste deutsche Übersetzung zurück und verbessert diese durch einen Vergleich mit dem französischen Urtext der "Relation historique" (RH (28)).(29)

Entsprechend der Systematik des Herausgebers: "Das Cuba-Werk ist kein Reisebericht, sondern eine Landeskunde ... "(30), erfaßt es unter "A. Textteil" den eigentlichen Essai politique (31), die gekürzte "Analyse raisonnée" und das "Tableau statistique"(32). Allerdings wurden im "Cuba-Werk" die unsystematischen Teile über Kuba (Teile des Kap. XXVIII der Relation historique) weggelassen (33). Damit ist dieser engen Landeskunde-Systematik das Kapitel "Reise in das Valle de Güines, nach Batabanó und zum Hafen von Trinidad" zum Opfer gefallen (34). Eigentlich müßte einer modernen Ausgabe des Essai politique über Kuba auch das Kapitel 26. der Relation historique beigefügt werden, das die Schiffsreise von Nueva Barcelona in Venezuela nach Havanna enthält. Für Historiker der "Realität" Kubas ist das Fehlen dieser Partien nicht unbedingt ein Vorteil; für eine Studienausgabe zum Werk Humboldts akzeptabel.

Das Nachwort Becks "Zu dieser Ausgabe des Cuba-Werkes. Erläuterungen zu den Texten" (35) zeigt einmal mehr, wie unterschiedlich Humboldttexte gelesen und interpretiert werden können. Zunächst besteht ein Grundproblem darin, daß Humboldtforscher bzw. Wissenschaftshistoriker sich kaum mit der schnell fortschreitenden internationalen Forschung zur "historischen Realität" beschäftigen. Wenn sie es getan haben, bleiben sie auf einem Stand, der in etwa dem Wissenshorizont der Zeit entspricht, in der sie ihr jeweiliges Humboldtwerk erarbeitet haben. Sie kennen nur die Urteile, nicht die Berge von Fakten, auf denen sie beruhen. Ausnahmen bestätigen die Regel. Fachleute der "Realität" dagegen kennen kaum jemals die Abgründe und Fallen des humboldtschen Werkes in all seinen Dimensionen. Um nur einige zu nennen: allein eine Odyssee der Tagebücher würde Bände füllen. Dazu kommen publizierte Texte, Textvarianten, Intertextualitäten, Quellen, Konkordanzen und Unstimmigkeiten, fachliche Fehler Humboldts, bzw. wissenschaftliche Details, die wir heute einfach besser kennen, Übersetzungen, biobibliographische Probleme sowie Probleme des Verlags und, nicht zuletzt, die Probleme der Arbeitsweise Humboldts.(36) Postmoderne Foucaultfreunde können ihre Freude an der Werkgeschichte haben.

 

Geschichtsschreiber von Amerika

Ein auf den ersten Blick sehr heutiges Problem stellt die fachliche Eingemeindung des Universalgelehrten Humboldt dar. Hanno Beck hat schon seit jeher versucht, die physikalische Geographie zur "Leitwissenschaft Humboldts"(37) zu erklären. Damit rennt er einerseits offene Türen ein. Die Geographie (mit Kern Kartographie und Nautik) war die wichtigste Praxiswissenschaft des ersten Kolonialzeitalters (1500-1800). Als Humboldt den Essai politique über Kuba publizierte, waren andere Wissenschaften dabei, die Geographie von diesem Platz zu verdrängen. Und die Theologien als "Wert"-Wissenschaft. Philologie und Geschichte waren weniger Praxiswissenschaften (dafür aber die von Humboldt gelernte Kameralistik, die Bergwissenschaften und die Handelswissenschaften), sondern es waren - und sind – nach Weber "Wirklichkeitswissenschaften", werden heute aber eher als "Wert"-Wissenschaften und soziale Kultur-Wissenschaften verstanden.(38) Aber Humboldt war im Ansatz ein naturwissenschaftlich geschulter Praktiker. Deshalb war er, betrachtet man die Inhalte seines Schreibens, eher ein Aufklärungshistoriker in frühliberaler Zeit als ein Historist im engeren Sinne.(39) Er hat sich am ehesten vielleicht der Sozialgeographie eines Leopold von Buchs oder Carl Ritters nahe gefühlt. Er kann aber nicht als "Geograph"(40) bezeichnet werden. Vor allem nicht, wenn der heutige akademische Fächerkanon zur stillen Basis genommen wird. Humboldt selbst hat sich im Essai politique nicht von ungefähr eben als "Geschichtsschreiber von Amerika"(41) bezeichnet. Er meinte damit seinen Empirismus und sein eigene ethnologisch-anthropologische Beobachtung vor Ort, das historische Prinzip und die Moral der Geschichte, nicht irgendein Fach.(42) Zum Streit der Fakultäten um Humboldt hat Ottmar Ette alles gesagt.(43) Uns soll es hier um die Funktion von Geschichtsschreibung im Werk von Humboldt gehen. In den sich herausbildenden modernen Universitäten und im weiteren Sinne im anbrechenden Zeitalter der Nationen und der Verschriftlichung (44) waren Philologie und Geschichtsschreibung Leitwissenschaften. Hier sei nur auf einige wichtige Quellen für Humboldts historische Weltsicht (was eigentlich den "Historismus" im weiteren Sinnen ausmacht) verwiesen: G.T. Raynal, W. Robertson, J. B. Muñoz und A. Smith. Insofern vereinigt Humboldt in seinem Schreiben Sprache(n), wissenschaftliche Daten und Theorien zu einem "Big Picture", zum großen "politische Gemälde" seiner Zeit.

Humboldt folgte zumindest partiell seinem Bruder Wilhelm, der 1821 in einer Rede vor der Berliner Akademie "Über die Aufgabe des Geschichtsschreibers"(45) gesprochen hatte. Ottmar Ette stellt in seiner Analyse des Examen Critique klar die beiden Leitwissenschaften Humboldts heraus. Es sind Philologie und Geschichtswissenschaft.(46)

In bezug auf die Selbsteinschätzung Humboldts als "Geschichtsschreiber Amerikas" sind meines Wissens bisher noch nie die Vorteile einer Kombination von realgeschichtlicher Analyse und Dekonstruktion genutzt worden. Wo genau in seinen Texten hat sich Humboldt als Geschichtsschreiber bezeichnet? Welche textlichen und intertextuellen Bezüge zu realen Problemen werden damit erfasst und welche Funktion hat "Geschichtschreibung"? Wir könnten es uns einfach machen, und sagen, daß die Form des "Schreibens" von Geschichte bei Alexander von Humboldt eben das meint, was Ottmar Ette Humboldtian Writing (47) nennt. Das erfasst aber noch nicht die Funktion von Geschichtsschreibung im Werk Humboldts. Nur Schreiben ist zu wenig, auch wenn Verschriftlichung und gar Ästhetisierung des Schreibens ein wichtiges Medium der Modernisierung in der ersten und zweiten Globalisierung bildeten. Humboldt aber hat nicht um des Schreibens geschrieben, obwohl er wahrlich nicht wenig geschrieben hat.

"Geschichtsschreiber von Amerika" nennt sich Humboldt im Essai politique über Kuba, unmittelbar am Beginn des Abschnitts über die Sklaverei. Diese Eigeneinschätzung ist bei ihm eindeutig an sein (moralisches) Urteil zum Gesamtthema Sklaverei und an seine eigene Methode zeithistorischen Arbeitens gebunden: "Hiermit beende ich den ‚Politischen Versuch über die Insel Cuba‘, worin ich den Zustand dieser wichtigen spanischen Besitzung, wie er heute ist, dargestellt habe. Als Geschichtsschreiber von Amerika wollte ich mit Vergleichen [(48)] und statistischen Übersichten die Fakten aufklären und den Begriffen Bestimmtheit zu geben. Diese nahezu minutiöse Erforschung der Tatsachen schien erforderlich zu sein zu einem Zeitpunkt, wo einerseits wohlwollende Leichtgläubigkeit und andererseits gehässige Leidenschaften, denen die Ruhe der neuen Republiken zuwider ist, die schwankensten und irrigsten Angaben veranlaßt haben. Dem Plan meines Werkes zufolge habe ich mich aller Betrachtungen enthalten über künftige Entwicklungen [(49)], über die Wahrscheinlichkeit von Veränderungen, welche die auswärtige Politik in der Situation der Antillen hervorbringen kann. Ich habe nur geprüft, was die Organisation der menschlichen Gesellschaften betrifft, die ungleiche Verteilung der Rechte und Lebensfreude; die drohenden Gefahren, welche die Weisheit des Gesetzgebers und die Mäßigung freier Menschen abwenden können, wie auch die Regierungsform [(50)] sein mag. Dem Reisenden, welcher Augenzeuge von dem war, was die menschliche Natur quält oder entwürdigt, ziemt es, die Klagen der Unglücklichen zu Gehör derer zu bringen, die sie lindern können. Ich habe den Zustand der schwarzen Menschen in Ländern beobachtet, wo die Gesetze, die Religion und die Nationalgewohnheiten dazu neigen, ihr Schicksal zu erleichten [(51)]; dessen ungeachtet hat sich bei der Abreise aus Amerika meine Abscheu vor der Sklaverei, den ich aus Europa mitgebracht hatte, nicht vermindert."(52)

Andere Benutzungen des selbstreferentiellen Begriffs Geschichtsschreiber kommen vor. Die wichtigste in unserem Zusammenhang ist die vom "Geschichtschreiber der Kolonien"(53). Diese Charakteristik steht inmitten eines Kapitels, in dem Humboldt in der Relation historique das künftige Verhältnis zwischen Amerika und Europa im Atlantikraum infolge der Unabhängigkeitsrevolution Spanisch-Amerikas behandelt. Es handelt sich um eine Prognose. Humboldt bezeichnet dabei schon 1822 "statistische Daten" und "das Studium der Tatsachen" als einzige gültige methodische Grundlage der Geschichtsdarstellung, "...um leere Vermutungen und eitles Geschwätz zu vermeiden"(54). Diese methodischen Urteile verbindet er mit Aussagen über die Mentalitäten der jungen Gesellschaften Amerikas. Dann folgen zehn Seiten einer regelrechte Soziologie oder Theorie der Revolution.(55)

Als "Geschichtsschreiber" hat sich Humboldt in unserem Zusammenhang vor allem an zwei Stellen bezeichnet: in der Relation historique über Venezuela und im Essai politique über Kuba. Zunächst 1822 als "Geschichtsschreiber der Kolonien", als er ein (positives) Urteil über die Unabhängigkeitsbewegung Spanisch-Amerikas abgab. Er korrigierte damit in gewisser Weise seine im Reisetagebuch niedergelegten eigenen Bewertungen. Dann 1826/30 als "Geschichtsschreiber Amerikas", mit der Kernforderung der reformerischen Aufhebung der moralisch inakzeptablen Sklaverei. Der Text über die Sklaverei ist länger als der über die Revolution. Wie Simón Bolívar (und etwa Präsident Monroe mit der sog. Monroe-"Doktrin") meinte Humboldt damit, dass nun nicht mehr Europa allein das Zentrum der Welt bildeten, sondern die Amerikas hinzugehörten - aber unter den gleichen Regeln der Humanität! Deshalb lehnte Humboldt Sklaverei und mit ihr auch den Rassismus ab – nicht in dem Sinne, dass beide Begriffe und ihre Realitäten Blindstellen in seinem Werk wären, sondern in wissenschaftlichem Verstehen.(56)

Im Grunde gibt Humboldt auch ein verstecktes Urteil über die Quellen seiner beiden Werke ab: für die Relation historique über Venezuela benutzte er seine Tagebücher. Die hatte er während der Reise durch die Kolonie Venezuela geschrieben. Den Essai politique über Kuba schrieb er ohne Tagebuchmaterial aus einer Perspektive des Abstandes; er hatte dabei eine universale Perspektive eben auf "Amerika" (auch weil sich die Modernisierung mit Massensklaverei in den effektivsten Agrarwirtschaften in Amerika abzeichnete). In beiden Fällen kommt es ihm darauf an, die Quellen und die Methoden der Bewertung deutlich werden zu lassen; seine Methode zeitgeschichtlicher, in gewissem Sinne politikwissenschaftlicher, Beobachtung und Forschung erkennbar werden zu lassen. Die Funktion von Geschichtsschreibung im Werk von Humboldt ist es also, von theoretischen Erkenntnissen oder Analysen der Grundlagenforschung zu praktischen Fragen der Politik überzuleiten. Die Textfigur "Geschichtsschreiber" steht meist in der Nähe von Prognosen. Diese fallen kurzfristig meist zu optimistisch aus. Langfristig wiederum, aus unserer Perspektive nach 200 Jahren, sind sie nicht mehr so falsch, wie noch vor hundertfünfzig oder hundert Jahren (am deutlichsten in der Verbindung von Sklaverei und Rassismus). Neben dem allumfassenden Schreiben ist das die Funktion von Geschichtsschreibung. In dieser Einheit sind die Texte des Corpus Americanum eindeutig Werke der Aufklärungshistorie!

Der Essai politique über Kuba stellt in diesem Sinne zweifelsohne das im damaligen Sinne modernste Werk dar, daß die Vorzüge der neuen Leitwissenschaft Geschichte – und ihrer Interpretation durch Alexander von Humboldt - klar erkennen ließ. Im heutigen Sinne ist es das ausgereifteste zeithistorische, man möchte fast sagen, auch politikwissenschaftlich-anthropologische und soziologische Werk Humboldts, eingebunden in die große Form der erzählenden Synthese.(57) Möglicherweise ist es diese "historistische Seite" an der Weltsicht Humboldts, die Erzählung, die Form des Essai politique eben, die auch heute noch ihren Wert für uns ausmacht. Sicher aber ist, dass die Fülle an empirischen Daten und die Quellen, die vor dem Schreiben dieser Synthese erhoben worden und in ihr verarbeitet worden sind, einen Wert für sich ausmachen.

Der deutsche Fächerkanon mag ja wichtig sein. Aber hier wird wissenschaftshistorisch schlicht übersehen, daß ein preußischer Gelehrter in den ersten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts in Anfängen, allerdings mit konsequenter universaler Perspektive, das betrieb, was reichlich hundert Jahre später als Schule der Annales Wiederauferstehung feiern sollte. Natürlich in Frankreich. Kurz gesagt, geht es dabei um Strukturgeschichte. Die klassische Aufklärungshistorie hatte die Akteure betont und war erst auf antiquarischen Wegen zur Quellenforschung gekommen.(58) Humboldt dagegen suchte zunächst nach den strukturellen Bedingungen des Wirkens von Menschen und betonte die großen Strukturen (Land-Küsten-Meer). Humboldt war empirischer Universalist. Es ging ihm um räumliche Dimension sozialer Assoziationen sowie ihre in Statistiken niedergelegten Quantitäten in "langer" chronologischer Entwicklung und um die Methode des Vergleichs.(59) Humboldt stützte sich dabei vor allem auf Messdaten und Zählungen sowie die persönliche Überprüfung von gegenständlichen und schriftlichen Quellen. Politische Einflüsse, besonders Gesetze und Regierungshandeln sowie wirtschaftliche Daten, nahm er aus archivalischen Quellen; immer allerdings in seinen amerikanischen Essays, um die Gegenwart zu erklären (und zu verstehen). Das ist sehr nahe an den naturwissenschaftlichen Basismethoden des Experiments und der Beobachtung. Dazu kommt die "Autorität der Erfahrung", die den enzyklopädischen Impetus der Aufklärung mit dem individualisierten Empfinden der Romantik durchaus zu verbinden wusste, ohne gleich aus allem eine Theorie zu machen.(60) Wissen und Verstehen waren das Ziel Humboldts, weniger Erklärungen und eine Theorie mit seinem Namen. Dem entsprach seine Auffassung von Geschichte. Die historistische Quellenmethodik boten Niebuhr, sein Bruder Wilhelm von Humboldt und später Ranke. All das in der Form großer Werke. Humboldt scheint etwa das Braudelsche Mittelmeer-Verständnis vorwegzunehmen, wenn er immer wieder das "Meer der Antillen" mit dem "Becken des Mittelmeeres" gleichsetzt.(61) Oder wenn er in einer Prognose das "Atlantische Meer" in seiner historischen Funktion mit dem "Mittelmeer" der Griechen im Altertum vergleicht.(62)

Die deutsche "Geisteswissenschaft" Geschichte dagegen rankeanisierte sich und verhegelte im 19. Jahrhundert immer stärker.(63) Ausnahmen gab es, wie Johann Gustav Droysen oder am Ende des 19. Jahrhunderts Karl Lamprecht. Insofern blieb es wirklich die entstehende Geographie als Fach, besonders die von Leopold von Buch und Carl Ritter begründete Richtung, die zumindest die soziale Bodenhaftung wahrte. Nicht von ungefähr ist der Urtext des "Cuba-Werkes", eben der Essai Politique auf Französisch geschrieben und nicht von ungefähr stammt die mit Abstand beste und brillanteste Darstellung der Reise von Humboldt aus französischer Feder (64).

Die wichtigste Erklärungskraft sah Humboldt in der "Sprache des Zahlen ..., [die] keiner Auslegung bedarf [...] dieser einzigen Hieroglyphen, welche sich als Zeichen des Denkens erhalten haben".(65) Seine Texte beinhalten eine Fülle von Zahlen. Eigentlich war Humboldt immer auf der Suche nach dem rechten Maß und zweifelte an allen nicht von ihm selbst erarbeiteten Zahlen, vor allem an den offiziellen Zensus.(66)

Aber das genügte ihm nicht. Hier folgte er seinem Bruder ganz. Der hatte 1821 jede Begebenheit als notwendigen Teil des Ganzen der Geschichte bezeichnet. Er forderte, der Geschichtsschreiber müsse die Tatsachen auch in "jeder Form der Geschichte überhaupt darstellen"(67). Das hat Alexander nie geschafft. Die Fülle der Fakten quoll ihm aus jeder Ritze der schönen Form. Seine Paratexte sind eigentlich "Links zu Hypertexten", wie Hartmut Böhme (68) so schön gesagt hat (was wiederum ihren Wert für Forscher der "historischen Realität" ausmacht). Aber angestrebt hat Humboldt das Ideal des schönen, geschlossenen Textes.

Im Ergebnis schrieb er oft wirklich "Porträts ohne Rahmen". So legte es ihm jedenfalls Freund Arago ans Herz. Im Essai politique über Kuba ist Humboldt seinem Ideal allerdings sehr nahe gekommen.

Es wäre also falsch, den Stellenwert Humboldts als "Geschichtsschreiber von Amerika" irgendwo zwischen einem etwas zurückgebliebenen Rationalisten des 18. Jahrhunderts und einem Führer panatlantischer romantischer Bewegung zu suchen. Richard Konetzke hat 1958 versucht, Humboldt in der Geschichte des universalistischen und ideengeschichlichen Historismus der Friedrich-Meinecke-Schule zu verorten. Er ist zu keinem abschließenden Urteil gelangt.

Zweifelsohne aber vertrat Humboldt in seiner Zeit und besonders mit den beiden Essais und der Relation Historique einen eigenen Stil und eine eigene Methodologie (ohne das Handwerkszeug neben seinen Texten funkeln zu lassen). Er schrieb aber nicht im "gedrungenen Stil" des princeps inter pares der Professionellen (69), sondern in einer klaren Sprache, die auf ein breites Publikum wirken und zugleich mit der Mobilisierung der Öffentlichkeit die zeitgenössische Politik beeinflussen und beraten will.

In dieser Beziehung ist in der engeren Humboldtforschung die Kenntnis über den Stellenwert der spanischen praktischen Politikberatung von Forschern, die sich nach Amerika auf Expeditionen begaben, d.h., die politische Dimension von Wissenschaft, auch im Sinne der Erforschung von Ressourcen, einfach nicht gegeben. In keinem der großen alten Imperien ist es zu einer vergleichbaren Mobilisierung des Rationalismus für imperiale Ziele gekommen wie in Spanien. In Deutschland war, seit über Humboldt geforscht wird, weder bekannt, noch ist es heute bekannt, obwohl es in Spanien seit etwa 15 Jahren umfangreiche Forschungen (und Publikationen) dazu gibt, daß das Spanien des aufgeklärten Absolutismus eines der weltweit umfangreichsten staatlichen Forschungsprogramme betrieb. Die Krone versuchte die Wissenschaft als Ressource für die Erhaltung und bessere Inwertsetzung des Imperiums zu nutzen. Insofern war das alte spanische Imperium eines, wenn nicht das, modernste politische Gebilde seiner Zeit.(70) Eine ähnliche Konfiguration zwischen "Tyrannei" und Wissenschaft findet sich nur in Rußland.(71)

 

Ein deutsch-deutscher Humboldt

Zu den Geheimnissen der deutsch-deutschen Parallelexistenz 1949 bis 1990 gehört die Wissenschaftsgeschichte. Über Humboldt und seine Arbeiten kam ungewollte auch Kuba auf die Liste der Geheimnisse. Vielleicht ist das Wort "Geheimnis" auch etwas zu stark, denn richtig bedacht handelte es sich um "offene Geheimisse"; vielleicht ist der basso continuo Ottmar Ettes besser.

Es existierte weder in der BRD noch in der DDR eine deutsche Ausgabe des Essai politique über Kuba (oder Mexiko). In der DDR wurden die Tagebücher Humboldts editiert. Die großen biographischen Arbeiten entstanden in der alten BRD. Die Humboldtianer Kurt-R. Biermann und Hanno Beck prägten Wissenschaftsgeschichte und Humboldt-Forschung. Die Ausgabe wichtiger Texte ("Reise in die Äquinoktial-Gegenden des neuen Kontinents" von Ottmar Ette bei Insel, 1991 und das "Studien-Werk" von Hanno Beck bei Wissenschaftliche Buchgesellschaft, 1991/1992), sicherlich lange vorbereitet, geschah dann schon in den Geburtsjahren des neuen Deutschland.

Humboldt war (und ist) aber auch Gegenstand der Forschung unter Fachhistorikern; allerdings bisher fast nur unter Amerikahistorikern. Die Historismusdebatte hat bisher – Ausnahmen, wie Lutz Raphael bestätigen die Regel – einen Bogen um Alexander von Humboldt gemacht. Nur das soll uns hier interessieren.

Walter Markov und Richard Konetzke hatten sich 1955 auf dem Historikerkongreß in Rom kennengelernt.(72) Konetzke war Schüler von Friedrich Meinecke; Markov war von Fritz Kern in Bonn promoviert worden. Manfred Kossok, Schüler des antifaschistischen Widerstandskämpfers und undogmatischen Marxisten Walter Markov begann 1954 an dem Thema "Kolonialgeschichte Hispanoamerikas"(73) zu arbeiten. Zwischen Kossok und Konetzke entspann sich bis zum Tode von Konetzke 1980 ein enges Verhältnis, fast wie zwischen Lehrer und Schüler. Aber dieses Verhältnis blieb in den Tiefen wissenschaftlicher Korrespondenz, Vorworten von Büchern, Fußnoten und Bibliographien verborgen. Humboldt und die Geschichte der Naturwissenschaften wurden vielleicht das Thema der letzten Lebensjahre von Konetzke.(74) Auch seine direkten Schüler Günter Kahle (75) und Horst Pietschmann (76) schrieben Arbeiten zum Thema. Humboldt war neben der Sozialgeschichte Konetzkescher Prägung, an der sich Kossok in seiner Dissertation orientierte, vielleicht das Thema, das beide am einmütigsten vereinte.

Dabei wurde Konetzkes große Humboldtarbeit von 1959 (77) von Kossok, als er sich 1956 zu einem Zusatzstudium in Köln befand, nicht sofort rezipiert. Aber der Keim fiel auf fruchtbaren Boden.(78) In dem Aufsatz von 1959 hatte der Altmeister den Wert von Humboldts Corpus Americanum für die Kolonial- und Sozialgeschichte Amerikas hervorgehoben und versucht, Alexander von Humboldts Stellung im Historismus zu bestimmen. Er kommt eigentlich zu keinem anschließenden Ergebnis. Das erlaubte es Kossok 1969 zu sagen: "Noch sind die Positionen des Historikers Humboldt kaum im Ansatz ausgelotet. Erste Arbeiten [die Fußnote an dieser Stelle bezieht sich auf den Humboldt-Artikel von Konetzke] lassen den Umfang solcher Aufgabe erkennen; sie zu bewältigen mag um so dringender erscheinen angesichts gewisser Intentionen, die Entwicklung seiner historisch-gesellschaftlichen Auffassungen in ein Zeugnis angeblicher Absage an den progressiven aufgeklärten Rationalismus und der allmählichen Wendung zu romantisch-irrationalistischen Denken umzudeuten und über diesen geistigen Salto mortale Humboldt als frühen Repräsentanten des Historismus "neu" zu entdecken."(79)

1964 hat Konetzke Humboldt dann in die "Nähe einer Geschichtsbehandlung" gebracht, "wie sie Jacob Burckhardt als ‚Kulturgeschichte‘ vorschwebte"(80). Das eigentlich Problem dabei – so wissen wir heute – ist der Begriff des Historismus.(81)

Die Bibliographien Richard Konetzkes und Manfred Kossoks lesen sich streckenweise wie Berichte über verborgen miteinander verbundene Röhren; der aktive (und bestätigende oder milde tadelnde) Part lag zweifellos bei Konetzke.(82) Das gilt trotz eines fundamentalen Unterschiedes: Konetzke war einer der Gründungsväter der sozialgeschichtlichen Forschung in der alten Bundesrepublik. Kossok bewegte sich seit Mitte der sechziger Jahre mit seinem zentralen Thema "Vergleichende Revolutionsgeschichte" immer stärker in Richtung einer soziologisch-theoretischen Politikgeschichte. Den Arbeiten über Humboldt, mit denen Kossok 1969 (83) einsetzte, scheint dabei so etwas wie eine Scharnierfunktion zwischen Köln und Leipzig zugekommen zu sein. Die Wege der beiden wichtigsten deutschen Zentren der lateinamerikanischen Geschichte gingen immer stärker in unterschiedliche Richtungen. Das Scharnier öffnete sich immer weiter. Aber es blieb über die Jahre in Funktion.

Was Humboldt betrifft, so ist er von jeder Generation, auch von Historikern, neu gelesen und in gewissem Sinnen neu erfunden worden. Auch in Deutschland. Von Lutz Raphael jedenfalls ist Humboldt 1995 zum "Kulturwissenschaftler" erhoben worden.(84) Er habe eine "Kulturgeschichte mit Weltperspektiven" vertreten – warum nicht!? Zugleich ließ Raphael auf Basis einer Arbeit von Ernst Schulin (85) mit seiner "Gesamtdeutung" Humboldt sozusagen eine Rolle rückwärts aus dem Historismus Konetzkes in die aufklärerische und frühliberale Historik machen. Dabei sei Humboldt namentlich von der schottischen Aufklärung und den französischen "Idéologues" beeinflusst gewesen.(86) In bezug auf die Positionen Humboldts als Historiker ist das alles sehr sinnvoll. Aber es erklärt nicht die nochmalige Volte, die Humboldt um 1825 nach der von Raphael richtig beschriebenen Hinwendung zu den revolutionären Republikanern in Amerika um 1812 vollzogen hatte, indem er sich mit dem Essai Politique über Kuba wieder einem monarchisch geordneten Kolonialterritorium zuwandte. Diese Wende vollzogen auch französische Idéologues und deutsche Frühliberale.(87) Und, um in der Sprache der Debatte unter Historikern um den Historismus zu bleiben, er tat das mit einer geschlossenen, schönen, eingängigen Synthese, eben mit seinem Essay über Kuba. In ihr fordert er von den Leserinnen und Lesern nicht nur die historistische Kategorie des "Verstehens" ein, sondern spricht deutlich und mit moralischen Nachdruck nachgerade ihr Mitgefühl für die Leiden der Sklaven (weniger der Sklavinnen (88)) an. Hier blieb er Naturrechtler. Aber er stellt all dies auf eine rationale Basis von Fakten.

In Spanien, Großbritannien und den USA existiert mittlerweilen eine ganze Forschungsrichtung, die sich dem bisher arg unterschätzten Restimperium Spaniens zuwendet.(89) Seine Modernisierungskraft oder besser, die seines wichtigen überseeischen Teils, Kuba, ist mit der Vision, die Raphael aus den Aussagen Humboldts über die "amerikanischen Zustände" herausliest, nicht zu erklären.

 

Weltgeschichtliche Dimensionen

Der Essai politique über Kuba ist auch deswegen Humboldts profundestes zeithistorisches Werk, weil er eben diese Kraft der Modernisierung aus dem Geiste des "großen Kuba" und den Interessen der Elite, die diesen predigte, erklären kann. Humboldt hat sich diese Entwicklung ohne Sklaverei gewünscht. Zugleich spiegeln sich in der Entstehungsgeschichte des Essai politique die politischen Veränderungen zwischen 1760 und 1830 wider. Humboldt hat es als letztes Werk des Corpus Americanum konzipiert und geschrieben (90). Humboldt wandelte sich de facto vom ersten Tag des Aufenthalts in Amerika und im Schreiben zwischen 1808 und 1815 vom Naturforscher (91) zum politischen Historiker; er komplettierte sozusagen die "Ansichten der Natur" mit politischen "Ansichten Amerikas". Damit mobilisierte er auch, wenn man so will, die pragmatisch-politischen Aspekte seiner Kameralistikausbildung und wurde zum Zeithistoriker, Politikwissenschaftler und Soziologen. Als solcher hat er sich mit dem Essai politique als gemäßigter Monarchist zu erkennen gegeben. Humboldt hat eben am Essai über Kuba am längsten gearbeitet hat und keineswegs "ausschließlich in der Dimension der damaligen Gegenwart".(92) Er erfasste mit seinem Text die weltgeschichtliche Dimension des Zusammenhanges zwischen Massensklaverei und Weiterexistenz des nunmehr auf Inseln reduzierten spanischen Imperiums. Aus heutiger Sicht erfasste er sogar noch mehr, nämlich im Ansatz die Wege der Entwicklung des agrarischen Kapitalismus mit Massensklaverei in den Amerikas. In einer longue durée-Perspektive war es zunächst die europäische Bindung, im Kern die Nachfrage großer imperialer Märkte, die die Massensklaverei stimulierte. Aber Humboldt tappte nicht etwa in eine Art frühe Dependenztheorie-Falle. Er zeigte, daß aus den strukturellen Krisenkonstellationen des alten Kolonialimperiums in bestimmten Regionen durch aktive Politik der lokalen Eliten und Transfers (93) aus anderen Gebieten hocheffektive kleinere und - für damals - moderne Wirtschafts- und Sozialsysteme entstehen konnten, die – ohne gleich "Nationen" nach europäischem oder lateinamerikanisch-kontinentalem Vorbild sein zu müssen - fähig waren sich der zweiten Globalisierung an- oder einzupassen. Und das - fügen wir hinzu – auf Basis der vollausgeprägten "zweiten Sklaverei"(94) nicht nur in der Karibik, sondern, cum grano salis, auch im Old South der USA sowie in den Kaffee- und Zuckergebieten Brasiliens. Es handelte sich um Grenzgebiete und Peripherien der alten Kolonialimperien. Atlantische Sklaverei und atlantische Imperien bedingten einander; auch in der Negation der Sklaverei, wie der Aufstieg des Imperium Britannicum zwischen 1815 und 1870 zeigt.

Humboldt hat die Modernisierung auf Kuba in seiner von ihm als notwendig erachteten Zukunftsdimension der "Sittlichkeit" falsch eingeschätzt, wie sich nach der Publikation des Essai über Kuba (nach 1830) herausstellte. Aber als mögliche Negativentwicklungen sind zumindest die Verweise Humboldts auf potentielle revolutionären Brüche im Text des Essai Politique präsent. Prognosen konjugieren die Zeit. Meist zu schnell.

Ohne die Unabhängigkeitsbewegungen des großen, kontinentalen Amerika hätte Humboldt keinen Essai politique über Kuba geschrieben; möglicherweise gäbe es dann einen "Essai politique sur le royaume du Perou".(95)

Humboldts Corpus Americanum im Ganzen und in seinen Teilen spiegelt sehr deutlich die Perzeption Amerikas durch Europa im ersten Drittel des 19. Jahrhunderts wider: Spanisch-Amerika steht eindeutig im Mittelpunkt des Interesses (bei Alexis de Tocqueville (96) ist der Fokus schon allein auf die USA gerichtet). An erster Stelle in Spanisch-Amerika steht Neu-Spanien/Mexiko. An zweiter Stelle kommen die kontinentalen "physiokratischen Peripherien", das heißt die "Tierra Firme", die Küsten der Karibik-Atlantikfassade Südamerikas und ihre Hinterländer - vor allem die Städte des heutigen Venezuela, aber auch Santa Marta und Cartagena im heutigen Kolumbien und Panamá - die sich mit Ausnahme Panamás im 18. Jahrhundert in einem erstaunlichen, wenn auch komplizierten, Aufschwung befanden. Drittens schließlich das neue Zentrum des spanischen Imperiums in Amerika, Havanna auf Kuba. Das alte Zentrum des spanischen Südamerika – das Silberreich Peru und der Landweg von Santa Marta/Cartagena de Indias über Bogotá und Quito sowie Guayaquil – lag in dieser Perspektive am Rande des Interesses. Das Vizekönigreich Río de la Plata fiel ganz aus Humboldts Route heraus und deshalb finden sie sich auch nicht in seinen Betrachtungen. Zumindest Buenos Aires und Montevideo hätten für Humboldt auf der Reise die gleiche Bedeutung wie Havanna gewinnen können. Aber hier spielten eben die Reiseroute und die Pläne, an anderen Expeditionen teilzunehmen, eine wichtige Rolle. In der Reihenfolge Mexiko-Venezuela/Neu-Granada-Kuba und Bedeutung hat Humboldt seine Werke auch konzipiert und publiziert: den Essai politique über Neu-Spanien (Mexiko) ab 1808, noch als Monarchist, aber mit den "Ideen von 1789 im Herzen", die Relation historique ab 1812 mit deutlicher Symphatie für den Republikanismus und die Unabhängigkeitsbewegung sowie den Essai politique über Kuba ab 1825 als altersweiser konstitutioneller Monarchist und "Hofjakobiner". Die Partien über die "Reise auf dem Río Magdalena" bis nach Lima blieben zu Lebzeiten Humboldts und lange danach unpubliziert. Über Neu-Granada (97) (in etwa das heutige Kolumbien) und Perú hat Humboldt leider keine Essais geschrieben. Waren die alten Zentren des kontinentalen Kolonialreiches für ihn "unmodern"; waren sie unter der Modernisierung mit Massensklaverei in den bisherigen Peripherien unmodern geworden?(98) In Bezug auf das politische Projekt, hatte Humboldt eigentlich eher liberale Präferenzen. So hat er den Typ Sklavenbefreiung, die "Manumissionsgesetzgebung" in "Groß"-Kolumbien (Neu-Granada, Venezuela und Ekuador) als vorbildlich nicht nur für Kuba, sondern sozusagen als den universellen Typus der Abolition der Sklaverei, beschrieben.(99) Aber er hat eben keinen Essai über Neu-Granada geschrieben.

Aber er hat eben keinen Essai über Neu-Granada geschrieben. Möglicherweise deshalb, weil Neu-Granada oder "Groß"-Kolumbien (1819-1830) ist nicht zum neuen "Herz der Welt" - in der Sprache Wallersteins, zum "neuen Zentrum" - geworden ist, wie es Simón Bolívar nach der siegreichen Unabhängigkeitsrevolution gegen Spanien im Sinn (und Programm) gehabt hat.

 

Fortsetzung in HiN 4

 

Anmerkungen

(1) Brief Alexander von Humboldts aus Potsdam an Ramón de la Sagra, Direktor des Botanischen Gartens von Havanna, 19. Juni 1838, zitiert nach: Naranjo Orovio, Consuelo, "Humboldt en Cuba: reformismo y abolición", in: Debate y perspectivas. Cuadernos de Historia y Ciencias Sociales, Madrid, No. 1 (Diciembre de 2000): Alejandro de Humboldt y el mundo hispánico. La Modernidad y la Independencia americana, coord. Por Miguel Ángel Puig-Samper, S. 183-201, hier S. 201 (Documento 1). Siehe meinem Artikel "'Geschichtsschreiber von Amerika': Alexander von Humboldt, Deutschland, Kuba und die Humboldteanisierung Lateinamerikas", in: Comparativ 2 (2001) (im Druck) sowie eine Kurzversionn des vorliegenden Artikels in der Zeitschrift für Weltgeschichte, Hannover (erscheint 2002).

(2) Michel Bertrand, "Alexander von Humboldt und die "Wiederentdeckung" Mexikos zu Beginn des 19. Jahrhunderts", in: Ebenda.

(3) Oexle, Otto Gerhard / Rüsen, Jörn, Historismus in den Kulturwissenschaften, Köln Weimar Wien: Böhlau Verlag, 1996.

(4) Biermann, Kurt-R., Schwarz, Ingo, "Der Aachener Kongreß und das Scheitern der indischen Reisepläne Alexander von Humboldts", in: HiN International Review for Humboldtian Studies II, 2 (2001); Suckow, Christian, "Alexander von Humboldt und Russland", in: Alexander von Humboldt. Aufbruch in die Moderne, ed. Ette, Ottmar; Hermanns, Ute; Scherer, Bernd M.; Suckow, Christian (Beiträge zur Alexander-von-Humboldt-Forschung, Bd. 21), Berlin: Akademie Verlag 2001, S. 247-264.

(5) Wobring, Michael, "Kommunikationstechnische Globalisierung und deren Steuerung im 19. Jahrhundert", in: Jahrbuch für Europäische Überseegeschichte 1 (2001), S. 181-186.

(6) Pietschmann, Horst, "Geschichte der europäischen Expansion – Geschichte des atlantischen Raumes – Globalgeschichte", in: Th. Beck/H. Gründer/H. Pietschmann und R. Ptak, Überseegeschichte. Beiträge der jüngeren Forschung. Festschrift anläßlich der Gründung der Forschungsstiftung für vergleichende Übersseegeschichte 1999 in Bamberg, Stuttgart: Franz Steiner Verlag, 1999 (Beiträge zur Kolonial- und Überseegeschichte, hrsg.v. R. von Albertini und E. Schmitt, Bd. 75), S. 21-39; Heinritz, Reinhard, "Andere fremde Welten". Weltreisebeschreibungen im 18. und 19. Jahrhundert, Würzburg: Ergon Verlag, 1998.

(7) Kossok, Manfred, "Alexander von Humboldt: Ideen zur Emanzipation Lateinamerikas", in: Alexander von Humboldt. Die andere Entdeckung Amerikas, ed. Greive, Wolfgang, Rehburg-Loccum: Evangelische Akademie Loccum, 1993, S. 137-152, hier S. 137f. Kossok bezieht sich auf die Ausgabe, die 1965 von Juan Ortega y Medina in Mexiko besorgt wurde und auf die von Charles Minguet 1989 herausgegebene französische Faksimile-Ausgabe.

(8) Alexander von Humboldt, Cuba-Werk, herausgegeben und kommentiert von Hanno Beck in Verbindung mit Wolf-Dieter Grün, Sabine Melzer-Grün, Detlev Haberland, Paulgünther Kautenburger, Eva Michels-Schwarz, Uwe Schwarz und Fabienne Orazie Vallino. Mit einer Karte am Schluß des Bandes (Alexander von Humboldt, Studienausgabe, Sieben Bände, hrsg. v. Hanno Beck, Bd. III), Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft, 1992 (hier zitiert als "Cuba-Werk"); Miguel Ángel Puig-Samper/Consuelo Naranjo Orovio/Armando García González, Ensayo Político sobre la Isla de Cuba, Madrid (Aranjuez): Ediciones Doce Calles/Valladolid: Junta de Castilla y León, 1998 (THEATRUM NATURAE. Colección de Historia Natural, Serie: Textos Clásicos). Kurz vorher war erschienen: Alexandre de Humboldt, Essai Politique sur l’Île de Cuba, Nanterre: Édition Erasme, 1989 (Collection Memoria Americana); darin: Charles Minguet, Préface. Un livre fondateur, l’Essai politique sur l’île de Cuba, S. I-III. Auf Kuba erschien die Reimpression der Ortiz-Ausgabe von 1930: Alejandro de Humboldt, Ensayo político sobre la Isla de Cuba, Introdución biobibliográfica de Fernando Ortiz. Correcciones, notas, apéndices de Francisco de Arango y Parreño, J.S. Trasher y otros, La Habana: FUNDACION FERNANDO ORTIZ, 1998.

(9) Alexander von Humboldt, Mexico-Werk. Politische Ideen zu Mexico. Mexicanische Landeskunde, hrsg. u. komm. von H. Beck in Verbindung mit W.-D. Grün u.a., Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft, 1991 (Humboldt, Studienausgabe. Sieben Bände, Bd. IV), Kommentar, S. 544f. Wenn die gleichen Überlegungen der Titelgebung für das "Mexico-Werk" dem "Cuba-Werk" zugrundeliegen, warum fehlt dann bei letzterem der Zusatz "Politische Ideen zu Cuba. Cubanische Landeskunde"? Und vor allem: Wie konnte einem solch profunden Kenner der Geographie die, sagen wir, "geographische Mentalität" entgehen, die sich für Kubaner aller Zeiten und Länder mit dem Begriff "La Isla de Cuba" verbindet?

(10) Der Begriff "Obra cubana", wie ihn Jorge Quintana Rodríguez benutzt, ist schon besser, das hieße aber zu gut Deutsch: "kubanisches Werk", siehe: Ensayo político sobre la Isla de Cuba, por Alejandro de Cuba, nota prel. por J. Quintana Rodríguez, intr. por F. Ortiz, La Habana: Publicaciones del Archivo Nacional de Cuba, 1960, S. 3.

(11) Ulrike Leitner, Las obras de Alejandro de Humboldt sobre Cuba, in: Alejandro de Humboldt en Cuba. Catálogo para la exposición en la Casa de Humboldt, La Habana Vieja, octubre de 1997-enero de 1998, Augsburg: Wissner, 1997, S. 51-60, hier S. 53; Horst Fiedler (†); Leitner, Alexander von Humboldts Schriften - Bibliographie der selbständig erschienenen Werke, Berlin: Akademie Verlag, 1999 (Beiträge zur Alexander-von-Humboldt-Forschung, Bd. 20); Leitner, "Humboldt’s works on Mexico", in: Humboldt im Netz (HiN). International Review for Humboldtian Studies, I,1 (2000) (www.uni-potsdam.de/u/romanistik/humboldt/hin).

(12) Cannon, Susanne Faye, Science in Culture: The Early Victorian Period, New York: Dawson and Science History Publications, 1978.

(13) Ottmar Ette, "Alexander von Humboldt heute", in: Humboldt, Alexander von, Netzwerke des Wissens. [Katalog zur gleichnamigen Ausstellung in Berlin 6. Juni - 15 August 1999 und Bonn 15. September 1999 - 9. Januar 2000]. Bonn, München, Berlin: Haus der Kulturen der Welt; Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland; Goethe Institut, 1999, S. 19-31, hier S. 30f, sowie: Ette, "’Un espíritu de inquietud moral’. Humboldtian Writing: Alexander von Humboldt y la escritura en la modernidad", in: Cuadernos Americanos (México), XIII, 4/76 (1999), S. 16-43.

(14) Horst Pietschmann, "Humboldts Bild von Kuba und der Karibik zu Beginn des 19. Jahrhunderts", in: Kuba. Geschichte-Wirtschaft-Kultur. Referate des 8. Interdisziplinären Kolloquiums der Sektion Lateinamerika des Zentralinstituts (06), hrsg.v. T.Heydenreich (Lateinamerika-Studien, 23), München: Wilhem Fink Verlag, 1987, S. 139-152. Pietschmann hebt hervor, daß der Essai politique über Kuba in Deutschland faktisch nicht bekannt sei, er will einen "weniger bekannten, sehr kritischen Humboldt ... damals wie heute ziemlich radikal..." in Erinnerung rufen. In Erinnerung rufen will Pietschmann auch die durch Fernando Ortiz besorgte Ausgabe des Ensayo Político über Cuba von 1930 (Ebd., S. 140).

(15) Es wird, wenn "Bild" sehr wörtlich genommen wird, allenfalls in der Bekanntheit noch übertroffen von den Bildern F. Mialhes, siehe: Mialhe, Frédéric, Album Pintoresco de la Isla de Cuba, Berlin: B. Max & Co., 1853; Cueto, Emilio, Mialhe’s colonial Cuba: the prints that shaped the worlds view of Cuba, Miami, Fla.: Historical Association of Southern Florida, 1994 (Catalog of an exhibition held at the Historical Museum of Southern Florida, Oct. 6, 1994 – January 30, 1995).

(16) Zeuske/Max Zeuske, Kuba 1492-1902. Kolonialgeschichte, Unabhängigkeitskriege und erste Okkupation durch die USA, Leipzig: Leipziger Universitätsverlag 1998.

(17) Diese hebt hervor: Max Zeuske, "Humboldt über Gesellschaft und Politik in Amerika 'Wie unwirthbar macht europäische Grausamkeit die Welt'", in: A. de Humboldt. La naturaleza, idea y aventura, Martin Gunthau, Peter Hardetert, Martin Pape (comps.), Essen: Projekt Agentur, 1993, S. 117-122.

(18) Wie 1944 der aus Deutschland geflohene Heinrich Friedländer feststellte, der auch die Grundalternative "großes" versus "kleines" Kuba formulierte: Friedlaender, Heinrich E., Historia Económica de Cuba, prólogo Hermino Portell Vilá, La Habana: Jesus Montero, 1944 (Biblioteca de Historia, Filosofía y Sociología, vol. XIV).

(19) Zeuske, Insel der Extreme. Kuba im 20. Jahrhundert, Zürich: Rotpunktverlag, 2000.

(20) Humboldt, Reise auf dem Río Magdalena, durch die Anden und durch Mexico, aus den Reisetagebüchern zusammengestellt und erläutert v. M.Faak, 2 Bde., Berlin 1986 (im folg.: "Reise auf dem Rio Magdalena"), Teil I: Texte (Beiträge zur Alexander-Von-Humboldt-Forschung, Bd. 8), S. 87. Diese "Blutzucker"-Linie setzt sich in groben Zügen fort über Karl Marx und Eric Williams und wird dann zur "Williams-These" über die Finanzierung des britischen Kapitalismus; siehe: Zeuske, Arbeit und Zucker in Amerika versus Arbeit und Zucker in Deutschland (ca. 1840 - 1880). Grundlinien eines Vergleichs, in: COMPARATIV, 4.Jg. (1994), H. 4, Leipzig, S. 59-97; Solow, Barbara, "Caribbean Slavery and British Growth: The Eric Williams Hypothesis", in: Journal of Developmental Economics 17 (1985), S. 99-115; Blackburn, Robin, "New World Slavery, Primitive Accumulation and British Industrialization", in: Blackburn, The Making of New World Slavery. From Baroque to the Modern 1492-1800, London; New York: Verso, 1997, S. 509-573; Eltis, David, The Rise of African Slavery in the Americas, Cambridge: Cambridge University Press, 2000, S. 266f sowie: Walvin, James, Britain’s Slave Empire, Gloucestershire: Tempus Publishing Ltd., 2000.

(21) Cuba-Werk, S. 141.

(22) Ebd., Fußnote 61.

(23) Zeuske/Zeuske, Kuba 1492-1902 ..., S. 339, passim; siehe auch: Naranjo Orovio/Valero González, Mercedes, Trabajo libre y diversificación agrícola en Cuba: una alternativa a la plantación (1815-1840), in: Anuario de Estudios Americanos (AEA), LI-2 (1994), pp. 113-133.

(24) Cuba-Werk ..., S. 141, Fußnote.

(25) Ebd., S. 78.

(26) Ebd. Anm. 49. Arango macht nach dem Abschnitt bis S. 82 "... reichen 42 Jahre nicht hin, um das Andenken seiner Leiden zu tilgen." folgende Anmerkung (Ensayo político ..., S. 196, Note 31): "Bis gestern Morgen gab es in Guanabacoa viele Indianerfamilien ..." Klassisches Beispiel für unterschiedliche Wahrnehmung der sog. "Indianer". Während Humboldt damit meint, daß es keine "freien Indianer" mehr gab auf Kuba, wie er sie unter ihrer jeweiligen Eigenbezeichnung in Venezuela, Neu-Granada und anderswo in Spanischamerika angetroffen und beschrieben hatte, bezieht sich Arango auf Menschen, die aufgrund ihres Phänotyps und einer ständig erneuerten Tradition – die nicht zuletzt mit vererbten Besitzrechten zusammenhing - als "indios" galten, ansonsten aber wie der Rest der Bevölkerung lebten, der sich für "weiß" hielt. Da die Masse der urbanen Bevölkerung von farbigen Unterschichten, Nachkommen ehemaliger Sklavinnen und Sklaven, geprägt war, entwickelte sich dieser Phäno-Typus "indio" auf Kuba schon zu einer exotischen Rarität, ein Vorgang, der sich im 19. Jahrhundert mit der literarischen Konstruktion eines mythischen "Siboney" (die Siboneyes oder Cibuneyes waren eines der Völker, die die Spanier 1510 auf der Insel antrafen) fortsetzte. Die mythischen "Siboneyes" werden immer weiß dargestellt. Fest steht aber, daß die Masse der ruralen kubanischen Bevölkerung des 18. und frühen 19. Jahrhunderts, deshalb auch die Bezeichnung guajiro, indianische Vorfahren hatte.

(27) Essai politique sur l'île de Cuba; par Alexandre de Humboldt. Avec une carte et un supplément qui renferme des considérations sur la population, la richesse territoriale et le commerce de l'archipel des Antilles et de Colombia, 2 vols., Paris: Librairie de Gide Fils 1826 [1831].

(28) Wir benutzen die von Beck besorgte Facsimile-Ausgabe: Humboldt, Relation historique du Voyage aus Régions équinoxiales du Noveau Continent, fait en 1799, 1800, 1801, 1802, 1803 et 1804 par Al. de Humboldt et A. Bonpland, rédigé par Alexandre de Humboldt, Stuttgart: F.A. Brockhaus Komm.-Gesch. GmbH., Abt. Antiquarium, 1970 [Neudruck des 1814-1825 in Paris erschienenen vollständigen Originals, besorgt, eingeleitet und um ein Register vermehrt von H. Beck]. Eine hervorragende, am französischen Original orientierte, Neu-Übersetzung der "RH" ist: Humboldt, Reise in die Äquinoktial-Gegenden des Neuen Kontinents, hrsg. von Ette, Ottmar, 2 Bde., Frankfurt am Main und Leipzig: Insel Verlag, 1991 (2. Auflage 1999) (ohne Kap. XXVIII).

(29) Cuba-Werk ..., S. 231, 234.

(30) Ebd., S. 249.

(31) Ebd., S. 5-169.

(32) Ebd., "Zusätze", S. 170-226.

(33) Fiedler/Leitner, Alexander von Humboldts Schriften ..., S. 122.

(34) Dieses findet sich in: Humboldt, Die Forschungsreise in den Tropen Amerikas, hrsg. u. komm. von Beck in Verbindung mit Grün u.a., Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft, 1997 (Studienausgabe. Sieben Bände, Bd. II/ 3 Teilbde.), Bd. II/Teilband 3, S. 295-316.

(35) Cuba-Werk ..., "B. Kommentar", S. 229-264.

(36) Labastida, Jaime, "Una jornada de trabajo de Alejandro von Humboldt: su método científico", in: Cuadernos Americanos (México), XIII, 4/76 (1999), S. 44-52.

(37) Siehe die Rezension von Margot Faak zu: Alexander von Humboldts Amerikanische Reise, Aufgezeichnet von Hanno Beck, Stuttgart: Thienemann, Edition Erdmann, 1985, in: Deutsche Literaturzeitung für Kritik der internationalen Wissenschaft, hrsg. im Auftrage der Akademie der Wissenschaften der DDR, Jg. 110, Heft 7/8 (Juli-August 1989), Spalten 516-520, bes. Spalte 517.

(38) Leerssen, Joep and Rigney, Ann, Historians and Social Values, Amsterdam: Amsterdam University Press, 2000 (ich danke Geoff Eley für den Hinweis).

(39) Für die Aussensicht auf die "Deutsche Geschichtswissenschaft" existiert Alexander von Humboldt gar nicht (wie ein Blick in das Personenregister beweist), siehe: Iggers, Georg G., Deutsche Geschichtswissenschaft, Wien.Köln.Weimar: Böhlau Verlag, 1997, besonders S. 62-85; siehe auch: Jaeger, Friedrich; Rüsen, Jörn, Geschichte des Historismus, München: C.H. Beck, 1992 (Alexander fehlt auch hier); Espagne, Michael, "Kulturtransfer und Fachgeschichte der Geisteswissenschaften", in: Comparativ, 10. Jg., Heft 1 (2000): Kulturtransfer und Vergleich, hrsg.v. Matthias Middell, S. 42-61.Ein weiterer Ansatz ist der der Analyse von Humboldts Haltung zur spanischen Aufklärung: Tietz, Manfred, "Der lange Weg des Columbus in die "Historia del Nuevo Mundo" von Juan Bautista Muñoz (1793), in: Heydenreich, Titus (ed.), Columbus zwischen den Welten. Historische und literarische Wertungen aus fünf Jahrhunderten, 2 Bde. (Lateinamerika-Studien, 30/I und II, Universität Erlangen-Nürnberg), Frankfurt am Main: Vervuert Verlag, 1992, I, S. 357-379.

(40) Wir gehen hier völlig konform mit dem Titel (und auch weitgehend mit dem Inhalt) von Minguet, Alexandre de Humboldt. Historien et géographe de l’Amerique espagnole 1799-1804, Paris: L’Harmattan, 1997 (überarbeitet: 1. französische Auflage 1969); siehe auch: Minguet, Charles; Duviols, Jean-Paul, Humboldt – savant-citoyen du monde, Paris: Gallimard, 1994.

(41) Cuba-Werk ..., S. 154.

(42) Hanno Beck diskutiert dieses Problem in: Studienausgabe, Band II/3. Teilbd., S. 399-405; allerdings unterläuft der Fehler, auf die entscheidende Stelle im Essai Politique folgendermaßen zu verweisen: "Als Historiker [nicht als Geschichtsschreiber] von Amerika ..."; im vorliegenden "Cuba-Werk" allerdings steht eindeutig "Geschichtsschreiber" (und Humboldt hat diese Übersetzung von historien akzeptiert) und eben nicht "Historiker", siehe Studienausgabe, Bd. III, S. 154. Als "Soziologe" ist Humboldt meines Wissens nur von Schrader reklamiert worden; siehe die Studie: Schrader, Achim, "Alexander von Humboldt als Soziologe", in: Arbeitshefte des Lateinamerika-Zentrums der Universität Münster, Münster 1993. Zu Lamprecht siehe: Karl Lamprecht weiterdenken. Universal- und Kulturgeschichte heute, hrsg.v. G. Diesener (Beiträge zur Universalgeschichte und zur vergleichenden Gesellschaftsforschung, 3), Leipzig: Leipziger Universitätsverlag, 1993.

(43) Ette, "Alexander von Humboldt heute", in: Humboldt, Alexander von, Netzwerke des Wissens ..., S. 19-31, hier S. 26f.

(44) Otto Dann, Nation und Nationalismus in Deutschland, 1770-1990, München: C.H. Becksche Verlagsbuchhandlung, 1993; Küttler, Wolfgang; Rüsen, Jörn; Schulin, Ernst (Hgg.), Geschichtsdiskurs, Bd. 2: Anfänge moderneren historischen Denkens, Frankfurt am Main: Fischer Taschenbuchverlag, 1994; Reinhart Koselleck und Christoph Dipper, "'Begriffsgeschichte', Sozialgeschichte, begriffene Geschichte. Ein Gespräch", in: Neue Politische Literatur 43 (1998), S. 187-201.

(45) Als Gründungsvater des deutschen Historismus wird Wilhelm von Humboldt von Iggers gewürdigt, siehe: Iggers, Deutsche Geschichtswissenschaft ..., S. 62-85; siehe auch: Reill, Peter Hanns, "Aufklärung und Historismus: Bruch oder Kontinuität", in: Oexle, Otto Gerhard / Rüsen, Jörn, Historismus in den Kulturwissenschaften, Köln Weimar Wien: Böhlau Verlag, 1996, S. 45-68. Reill skizziert für Wilhelm von Humboldt eine Position zum Historismus, die meinem Verständnis von Alexander von Humboldts Position nahe kommt.

(46) Ette, Ottmar, "Entdecker über Entdecker: Alexander von Humboldt, Cristóbal Colón und die Wiederentdeckung Amerikas", in: Heydenreich, Titus (ed.), Columbus zwischen den Welten. Historische und literarische Wertungen aus fünf Jahrhunderten, 2 Bde. (Lateinamerika-Studien, 30/I und II, Universität Erlangen-Nürnberg), Frankfurt am Main: Vervuert Verlag, 1992, I, S. 401-439, bes. 408-414; Fußnoten 60 und 61.

(47) Ette, "’Un espíritu de inquietud moral’. Humboldtian Writing: Alexander von Humboldt y la escritura en la modernidad", in: Cuadernos Americanos (México), XIII, 4/76 (1999), S. 16-43.

(48) Zum "Vergleich" bei Wilhelm von Humboldt, siehe: Flaig, Egon, "Verstehen und Vergleichen. Ein Plädoyer", in: Oexle / Rüsen, Historismus ..., 1996, S. 263-287, vor allem S. 267-271.

(49) Was nicht ganz stimmt. Humboldt bezieht sich aber hier auf "Meinungen" in bezug auf die Unabhängigkeit Kubas; die Prognosen über die Sklaverei legt er dann vor allem im Text nieder, die dieser Stelle folgen.

(50) So verklausuliert kann Humboldt sich über das Problem "Kolonie Kuba" äussern!

(51) Das ist in nuce die sogenannte "Tannenbaum-Freyre-These" von der Mildheit der luso- und hispanoamerikanischen Sklaverei in fast reiner Kultur!

(52) Cuba-Werk ..., S. 154f. Ich unterstreiche nochmals, es handelt sich um den Beginn des Kapitels, das im "Cuba-Werk" mit "[Über das Sklavenwesen]" tituliert ist.

(53) Humboldt, Reise... (Ette), II, S. 1483.

(54) Ebd.

(55) Ebd., S. 1483-1492.

(56) Ivan Hannaford, Race. The History of an Idea in the West, Foreword by Bernard Crick, Washington, D.C.: The Woodrow Wilson Center Press; Baltimore and London: The Johns Hopkins University Press, 1996, S. 262-264. Die wichtigsten Passagen zum Rassismus finden sich im Kosmos (1845-1862).

(57) Koselleck, Reinhart, "Historia Magistra Vitae. Über die Auflösung des Topos im Horizont neuzeitlich bewegter Geschichte", in: Koselleck, Vergangene Zukunft. Zur Semantik geschichtlicher Zeiten, Frankfurt am Main: Suhrkamp, 1979, S. 54.

(58) Arnaldo Momigliano, "Alte Geschichte und antiquarische Forschung" (1950), wieder abgedruckt in: Ausgewählte Schriften zur Geschichte und Geschichtsschreibung, hg. von G.W. Most unter Mitwirkung von W. Nippel und A. Grafton, Stuttgart/Weimar 1998-2000, 3 Bde.; Bd. I: Die Alte Welt, Stuttgart/Weimar, 1999, S. 1-36; Carlo Ginzburg, "Noch einmal: Aristoteles und die Geschichte", in: Ginzburg, Die Wahrheit und die Geschichte. Rhetorik und Beweis, Berlin: Verlag Klaus Wagenbach, 2001 (Kleine kulturwissenschaftliche Bibliothek, Bd. 65), S. 47-62.

(59) Lutz Raphael, "Historikerkontroversen im Spannungsfeld zwischen Berufshabitus, Fächerkonkurrenz und sozialen Deutungsmustern. Lamprecht-Streit und französischer Methodenstreit der Jahrhundertswende in vergleichender Perspektive", in: Historische Zeitschrift, Nr. 251 (1990), S. 325-363; Peter Schöttler, "Eine spezifische Neugierde. Die frühen ‚Annales‘ als interdisziplinäres Projekt", in: Comparativ, 4 (1992), S. 112-126; Raphael, Die Erben von Bloch und Febvre. Annales-Geschichtsschreibung und nouvelle histoire in Frankreich 1945-1980, Stuttgart, 1994; Schüller, Karin, "Iberische und Lateinamerikanische Geschichte in der französischen "Historikerschule" der Annales", in: Ibero-Amerikanisches Archiv, Neue Folge, Jg. 26 (2000), Heft 1-2, S. 209-228.

(60) Dettelbach, Michael, "Alexander von Humboldt zwischen Aufklärung und Romantik", in: Alexander von Humboldt. Aufbruch in die Moderne, ed. Ette, Ottmar; Hermanns, Ute; Scherer, Bernd M.; Suckow, Christian (Beiträge zur Alexander-von-Humboldt-Forschung, Bd. 21), Berlin: Akademie Verlag 2001, S. 137-149, hier S. 139f.

(61) Humboldt, Reise... (Ette), II, S. 1493; siehe auch: "der nördliche Teil des Antillenmeeres, unter dem Namen des Golfes von Mexico bekannt, bildet ... ein Mittelmeer mit zwei Ausgängen ...", Cuba-Werk ..., S. 5.

(62) Humboldt, Reise ..., II, 1466f.

(63) Humboldt hat Rankes Methode der Quellenanalyse und -kritik nie kritisiert. Er betrieb sie selbst. Aber er kritisierte Rankes Sprache ("als ob er eine fremde Sprache ungeschickt nachahme"). Die vollständigste Beurteilung stammt aus Gesprächen mit Friedrich Althaus (1829-1897, der anonym publizierte: "Gespräche Alexander v. Humboldts mit einem jungen Freunde, Berlin 1861") vom Dezember 1849: "Wir kamen zunächst auf Ranke. Humboldt fand Manches an ihm zu tadeln ... Nichts sei den Völkern mehr zu wünschen als friedlich-organische Entwickelung; allein jene halb philosophisch konstruirende, halb artistische Tendenz der "Historisch-politischen Zeitschrift", wonach die Gegenwart selbstgefällig als das vernünftige Produkt der geschichtlichen Entwicklung dargestellt werde, führe auf gefährliche Abwege." Das zielte auf Ranke und Hegel; im Phantom auch auf Edmund Burke. Zitiert nach: Gespräche Alexander von Humboldts, herausgegeben im Auftrage der Alexander von Humboldt-Kommission der deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin von Beck, Hanno, Berlin: Akademie Verlag, 1959, S. 160 und 280; siehe auch Ette, "Entdecker über Entdecker ...", S. 408, Anm. 60.

(64) Charles Minguet, Alejandro de Humboldt, historiador y geógrafo de la América española (1799-1804), 2 Bde., México 1985; siehe auch: Alexandre de Humboldt, Essai Politique sur l’Île de Cuba, Nanterre: Édition Erasme, 1989 (Collection Memoria Americana). Darin: Minguet, Préface. Un livre fondateur, l’Essai politique sur l’île de Cuba, S. I-III.

(65) Humboldt, Reise ..., II, S. 1512. Ette verdanken wir die bislang beste Analyse der Corpus Americanum unter Einschluß des "Examen Critique" als work in progress in universalgeschichtlicher Perspektive, siehe: Ette, Entdecker über Entdecker ..., bes. S. 408-414. Zu Humboldts Kritik der Zensuszahlen siehe: Naranjo Orovio, "Humboldt en Cuba ...", S. 188-190.

(66) Siehe aber: Appadurai, Arjun, "Number in Colonial Imagination", in : Appadurai, Modernity at Large : Cultural Dimensions of Globalization, Minneapolis : University of Minnesota Press, 1996, S. 114-135; Dettelbach, "Alexander von Humboldt zwischen Aufklärung und Romantik", S. 137-149, hier S. 142ff. Dettelbach hat auch auf den wenig zitierten Artikel Humboldts über Zahlen aufmerksam gemacht: Humboldt, "Über die bei verschiedenen Völkern üblichen Systeme von Zahlzeichen und über den Ursprung des Stellenwertes in den indischen Zahlen", in: Journal für die reine und angewandte Mathematik 4 (1829), S. 205-231.

(67) Koselleck, "Historia Magistra Vitae ..., S. 54; Ette, Entdecker über Entdecker ..., S. 409. Alexander differierte als Naturwissenschaftler und Historiker aber auch beträchtlich von der religiös-moralischen Perspektive seines Bruders. (Konetzke).

(68) Hartmut Böhme, "Ästhetische Wissenschaft. Aporien im Werk Alexander von Humboldts", in: Matices. Zeitschrift zu Lateinamerika, Spanien und Portugal, Nr. 23 (Herbst 1999), S. 37-41; siehe auch: Böhme, "Ästhetische Wissenschaft. Aporien der Forschung im Werk Alexander von Humboldts", in: Alexander von Humboldt. Aufbruch in die Moderne, ed. Ette, Ottmar; Hermanns, Ute; Scherer, Bernd M.; Suckow, Christian (Beiträge zur Alexander-von-Humboldt-Forschung, Bd. 21), Berlin: Akademie Verlag 2001, S. 17-32, hier S. 24.

(69) Zum Stil siehe: Walther, Gerrit, "Der ‚gedrungene Stil’. Zum Wandel der historiographischen Sprache zwischen Aufklärung und Historismus", in: Oexle/Rüsen, Historismus ..., S. 99-116, hier S. 113.

(70) Ateneo de Madrid, La ciencia española en ultramar. Actas de las I Jornadas sobre "España y las expediciones científicas en América y Filipinas", Díez Torre, Alejandro R.; Mallo, T.; Pacheco Fernández, Daniel; Alonso Flecha, Angeles (coords.), Aranjuez/Madrid: Doce Calles, 1991; Lucena Giraldo, Manuel; Pimentel Igea, Juan, Los "Axiomas políticos sobre la América" de Alejandro Malaspina; Aranjuez/Madrid: Doce Calles, 1991; Puig-Samper; Naranjo Orovio; García González, Ensayo Político ..., S. 19-98, besonders S. 47-57; Miller, David Philip; Reill, Peter Hanns, Visions of Empire: voyages, botany and representations of nature, Cambridge: Cambridge University Press, 1996.

(71) Feinstein, Michael, "Ausländer als Expeditionsteilnehmer in Russland im 18. und in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts", in: Humboldt, Netzwerke des Wissens ..., S. 178-179.

(72) Kossok, Walter Markov, in: Ibid., S. 23-31, in: "Wenn jemand seinen Kopf bewußt hinhält ...". Beiträge zu Werk und Wirken von Walter Markov, hrsg. v. Neuhaus, Manfred/Seidel, Helmut, Rosa-Luxemburg-Verein e. V. Leipzig, 1995, S. bes. 27f, 28; Werner Berthold, Walter Markov zur Geschichte und zu Perspektiven der deutschen Geschichtswissenschaft, in: Ibid., S. 105-111, bes. 107: nonchalante Art und über ganze Zeitalter in Riesensätzen zu hüpfen, vom Australopithecus über Widerstandsrecht im Mittelalter bis hin zum Ersten Weltkrieg (nach: Markov, Zwiesprache ..., S. 39.).

(73) Zeuske, "Sozialgeschichte, Historismus und der Zykluscharakter von Revolutionen. Lateinamerikanische und spanische Geschichte im Werk von Manfred Kossok", in: Konetzke (74), "Alexander von Humboldt und Amerika. Bemerkungen zu Veröffentlichungen anläßlich der hundertjährigen Wiederkehr seines Todestages", in: Jahrbuch für Geschichte von Staat, Wirtschaft und Gesellschaft Lateinamerikas (JbLA), Bd. 1 (1964), S. 343-348; Konetzke, "Neues über Alexander von Humboldt", in: Ebd., 7 (1970), S. 427-431; Konetzke, "Neue Veröffentlichungen über Alexander von Humboldt", in: Ebd., 11 (1974), S. 334-351; Konetzke, "Der Entwicklungsgedanke in den Naturwissenschaften des 20. Jahrhunderts", in: HZ, 223 (1976), S. 265-327; Konetzke; "Der Entwicklungsgedanke bei Alexander von Humboldt", in: Hartmann, Roswitha; Oberem, Udo (eds.), Estudios Americanistas, 1, Sankt Augustin 1978: Homenaje a Hermann Trimborn (Coll. Inst. Anthr., 20), S. 330-338; siehe die Auseinandersetzung Becks mit Konetzke, Band II/3. Teilbd. der Studienausgabe, S. 401-403.

(75) Günter Kahle, "Simón Bolívar und Alexander von Humboldt", in: Ders., Simón Bolívar und die Deutschen, Berlin: Dietrich Reimer Verlag, 1883, S. 39-49.

(76) Pietschmann, "Humboldts Bild von Kuba ..., passim.

(77) Konetzke, Richard, "Alexander von Humboldt als Geschichtsschreiber Amerikas", in: Historische Zeitschrift. Bd. 188 (1959), S. 526-565.

(78) Kossok, Alexander von Humboldt als Geschichtsschreiber Lateinamerikas, in: Alexander von Humboldt und das neue Geschichtsbild von Lateinamerika, hrsg.v. Zeuske, Michael und Schröter, Bernd, Leipzig: Universitätsverlag 1992, S. 18-31.

(79) Kossok, "Alexander von Humboldt und der historische Ort der Unahängigkeitsrevolution Lateinamerikas" [1969], wieder abgedruckt in: Kossok, Ausgewählte Schriften, 3 Bde., Middell, Matthias (ed.), Leipzig: Leipziger Universitätsverlag, 2000; Bd. I: Kolonialgeschichte und Unabhängigkeitsbewegungen in Lateinamerika, hrsg. v. Middell, Matthias u. Zeuske, Michael, S. 251-271; Küttler, Wolfgang, "Das Historismus-Problem in der Geschichtswissenschaft der DDR", in: Oexle / Rüsen, Historismus in den Kulturwissenschaften ... , S. 239-262.

(80) Konetzke, "Alexander von Humboldt und Amerika. Bemerkungen zu Veröffentlichungen anläßlich der hundertjährigen Wiederkehr seines Todestages", in: Jahrbuch für Geschichte von Staat, Wirtschaft und Gesellschaft Lateinamerikas (JbLA), Bd. 1 (1964), S. 343-348, 344.

(81) Eine Zusammenfassung der Debatte um 1995 siehe: Oexle, Otto Gerhard / Rüsen, Jörn, Historismus in den Kulturwissenschaften, Köln Weimar Wien: Böhlau Verlag, 1996.

(82) Siehe die Bibliographien in: Lateinamerika. Gesammelte Aufsätze von Richard Konetzke, hrsg. v. Kahle, Günter und Pietschmann, Horst, Köln; Wien: Böhlau Verlag, 1983, S. XIII-XXI; Kossok, Ausgewählte Schriften ..., Bd. III: Zwischen Reform und Revolution: Übergänge von der Universal- zur Globalgeschichte, hrsg. v. Middell, Matthias u. Middell, Katharina, S. 309-336. Wir wollen das nur an einem weiteren Beispiel verdeutlichen: 1966 schrieb Kossok seinen vorläufigen Abgesang auf das "Deutschland-Lateinamerika" Thema, das seine Habilitation geprägt hatte: Kossok, "Zur Geschichte der deutsch-lateinamerikanischen Beziehungen (Forschungs- und Periodisierungsprobleme)", in: Hansische Geschichtsblätter, Jg. 84 (1966), S. 49-77; im gleichen Jahr publizierte Konetzke: Konetzke, "Deutschland und Lateinamerika im neunzehnten Jahrhundert. Ein Literaturbericht", in: Jahrbuch für Geschichte von Staat, Wirtschaft und Gesellschaft Lateinamerikas (JbLA), 3 (1966), S. 416-436. Es war ebenfalls sein letzter Titel zum Thema "Deutschland und Lateinamerika".

(83) Kossok, "Alexander von Humboldt und der historische Ort der Unabhängigkeitsrevolution Lateinamerikas", in: Alexander von Humboldt. Wirkendes Vorbild für Fortschritt und Befreiung der Menschheit. Festschrift aus Anlass seines 200. Geburtstages. Hrsg. im Auftrage der Kommission für die A.-v.-Humboldt-Ehrungen 1969 der Deutschen Demokratischen Republik von der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin, Berlin: Akademie-Verlag 1969, S. 1-26.

(84) Raphael, "Freiheit und Wohlstand der Nationen. Alexander von Humboldts Analysen der politischen Zustände Amerikas und das politische Denken seiner Zeit", in: Historische Zeitschrift (HZ). Band 260 (1995), S. 749-776.

(85) Schulin, Ernst, "‘Historiker, seid der Epoche würdig!‘ Zur Geschichtsschreibung im Zeitalter der französischen Revolution – zwischen Aufklärung und Historismus", in: Tel Aviver Jahrbuch für Geschichte (TAJG) 18 (1989), S. 1-28; siehe auch: Brenner, Peter J., "Gefühl und Sachlichkeit. Humboldts Reisewerk zwischen Naturwissenschaft und Naturphilosophie", in: Archiv für Kulturgeschichte, 73. Bd., Köln/Wien (1991), H. 1, S. 135-167 sowie: Artola, José María, "La vocación de Alexander von Humboldt y su relación con España", in: La imagen de España en la ilustración alemana, Madrid: Görres-Gesellschaft, 1991, S. 265-286.

(86) Raphael, "Freiheit und Wohlstand der Nationen ...", S. 764-767. Raphael hebt in seinen Referierungen Humboldts in gewissem Sinne genau dessen transkulturelle Fremdheitserfahrung in Amerika hervor. Er folgt damit einem Argumentationsmuster, daß sich bisher alle interessierten deutschen Humboldtianer über die "Zustände" in Spanisch-Amerika erarbeitet haben. An einigen Punkten liegt er schief, so etwa mit seinen Aussagen über eine "grundlegende Reform der sozialen Ordnung und des politischen Regimes..." (S. 762). Das ist auch ein gewohntes Muster der deutschen Humboldtforschung in ihrer Fixierung auf die Unabhängigkeitsbewegungen. In Spanien lief im Gegensatz zu Preußen bis zum Tod Friedrichs II. schon seit über zwanzig Jahren ein gigantisches imperiales Reformprogramm. Es geriet nicht so sehr wegen der "typischen Blockaden einer kolonialen Situation" in die Krise, sondern unter dem Druck der napoleonischen Kriege nach 1803. Das wurde erst deutlich, als Humboldt nicht mehr in Amerika war. Deswegen gibt es in London heute einen zentralen städtischen Raum, der Trafalgar-Square heißt.

(87) Potelet, Jeanine, "Introducción", Sección francesa, in: Filippi, Alberto (ed.): Bolívar y Europa en las crónicas, el pensamiento político y la historiografía. Bd.1 (siglo XIX). Caracas: Ediciones de la Presidencia de la República 1986, S. 209-213. Den Stand der europäischen Meinungsbildung über die Zustände im Spanischen Amerika unter dem frischen Eindruck des Sieges der Independentisten (1825) fasst zusammen : Dufey, B.J., Die Revolutionen von Süd-America und Mexico seit der Entdeckung durch die Spanier bis auf die neueste Zeit. Im Abriß dargestellt von … Aus dem Französischen übersetzt von E. A. Rüder, Limenau : Druck und Verlag von Bernh. Fried. Voigt, 1827. Eventuell findet hier auch die von Bolivarianern so bedauerte und für Nationalisten (Kolumbiens, Venezuelas) so unerklärliche "Verleumdung" Bolívars durch Humboldt, von Bolívars Jugendfreundin Fanny du Villars in Form einer gezielten Indiskretion ziemlich genau beschrieben, ihre Erklärung: "Der Herr Baron von Humboldt ist hier und er ist ein guter Freund des Herrn Rocafuerte. Ich weiss nicht, wie der Herr Baron es macht, dass er sich Euren Freund nennt; in jener Zeit, als der Erfolg Eurer Unternehmungen zweifelhaft war; waren er [Humboldt – M.Z.] und der Herr Delpech die eifrigsten Verleumder von Euch." Brief von Fanny D. du Villars aus Paris (6. April 1826) an Simón Bolívar, in : Memorias del General O`Leary, publicado por su hijo Simón B. O’Leary, por órden del Gobierno de Venezuela y bajo los auspicios de su presidente, General Guzman Blanco, ilustre Americano, Regenerador de la República, 34 toms., Caracas: Ministerio de la Defensa, Barcelona: Grafesa 1980, Bd. XII, S. 294 (Facsimileedition von 1880-1883) ; siehe auch : Navas Sierra, Jesús Alberto, "Humboldt y la universalización del conocimiento científico. Su paso por la Nueva Granata y nexos con Colombia", in: El regreso de Humboldt. Exposición en el Museo Nacional de Colombia, Marzo-Mayo del 2001, ed. Holl, Frank, Quito: Imprenta Mariscal, 2001, S. 173-185.

(88) Zeuske, "Gender and Slave Emancipation in the Atlantic World – microhistorical views from Cuba", in: Scully, Pamela; Paton, Diana (eds.), Gender and Slave Emancipation in the Atlantic World (forthcoming).

(89) Fradera, Gobernar colonias, Barcelona: Ediciones Península, 1999.

(90) Insofern bezweifle ich, daß das "Examen Critique" sich in das Corpus Americanum einordnen lässt, siehe: Ette, Entdecker über Entdecker ..., S. 408; Humboldt, Alexander von; Examen Critique de l’histoire de la Géographie du Noveau Continent et des progrès de L’Astronomie nautique aux quinziéme et seizième siècles, par ..., 5 Bde., Paris: Librairie de Gide, 1836-1839. Das Werk gehört Humboldts Lebensphase an, die Dove mit "Höhe der Jahre" bezeichnet hat. Er schrieb keine zeithistorischen Arbeiten mehr, sondern wandte sich dem Kosmos und der älteren Geschichte zu; siehe: Dove, Alfred, "Alexander von Humboldt auf der Höhe seiner Jahre (Berlin 1827-59)", in: Bruhns, Karl (Hg.), Alexander von Humboldt. Eine wissenschaftliche Biographie, 3 Bde., Neudruck der Ausgabe 1872, Osnabrück: Otto Zeller Verlag 1969, II, S. 253f.

(91) Die naturwissenschaftlichen Momente hebt hervor: Castrillón Aldana, Alberto, Alejandro de Humboldt, del catálogo al paisaje, Medellín: Editorial Universidad de Colombia, 2000 (Colección Clio).

(92) Humboldt, Studienausgabe Bd. II/3. Teilbd., Kommentar, S. 404.

(93) Zeuske, "Mikrohistorie und ‚Big Picture‘. Amerikanische Transfers und Vergleiche der Postemanzipation in Lateinamerika und den USA", Vortrag auf dem Workshop "Staat und Entwicklung in Nord- und Lateinamerika im langen 19. Jahrhundert: Ähnlichkeiten und Divergenzen" an der Universität Augsburg, organisiert von Peter Waldmann und Hans Werner Tobler, 19. und 20. Januar 2001 (demnächst in der Zeitschrift "Iberoamericana").

(94) Tomich, Dale, "World Slavery and Caribbean Capitalism: The Cuban Sugar Industry, 1760-1868", in: Theory and Society 20 (1991), S. 297-319; Tomich, "The ‚Second Slavery‘: Bonded Labor and the Transformations of the Nineteenth-century World Economy", in: Ramírez, F.O. (ed.), Rethinking the Nineteenth Century, Stanford, CA.: Stanford University Press, 1988, S. 103-117.

(95) Zu Humboldt und Peru siehe: Hampe Martínez, Teodoro, "El Virreinato del Perú en los ojos de Humboldt (1802): una visión crítica de la realidad social", in: Ibero-Amerikanisches Archiv. Zeitschrift für Sozialwissenschaften und Geschichte, Neue Folge, Jg. 26 (2000), Heft 1-2, S. 191-208.

(96) Bitterli, Urs, "Tocqueville und die Indianer", in: Th. Beck/H. Gründer/H. Pietschmann und R. Ptak, Überseegeschichte. Beiträge der jüngeren Forschung. Festschrift anläßlich der Gründung der Forschungsstiftung für vergleichende Übersseegeschichte 1999 in Bamberg, Stuttgart: Franz Steiner Verlag, 1999 (Beiträge zur Kolonial- und Überseegeschichte, hrsg.v. R. von Albertini und E. Schmitt, Bd. 75), S. 87-97; Bitterli vergleicht auf S. 88f. Humboldt und Tocqueville.

(97) Die spanische Humboldtforschung hat dank der Forschungen von Miguel Ángel Puig-Samper und des Consejo Superior de Investigaciones Científicas (Madrid) in den letzten Jahren den wohl stärksten, man möchte fast sagen, spektakulärsten, Anstieg genommen: Puig-Samper, "El caso de Nueva Granada", in: Puig-Samper, "Alejandro de Humboldt en el mundo hispánico ..." , S. 18-20; siehe auch: Pérez Arbeláez, Enrique, Alejandro de Humboldt en Colombia, Bogotá 1959; Jaramillo Uribe, Jaime, "La sociedad colombiana en la época de la visita de Humboldt", in: Jaramillo Uribe, La personalidad histórica de Colombia y otros ensayos, Bogotá: Instituto Colombiano de Cultura, 1977, S. 155-165. Restrepo Forero, Olga, "José Celestino Mutis. El papel del saber saber en el Nuevo Reino", in: Anuario Colombiano de Historia Social y de Cultura, nos. 18-19 (1990-1991), Bogotá, S. 47-99; Moreno de Angel, Pilar, "José Celestino Mutis y la ilustración en el Nuevo Reino de Granada", in: Boletín de Historia y Antigüedades, Vol. LXXVIII (Julio, Agosto, Sept. de 1991), Bogotá, No. 774, S. 557-570; Obregón, Diana, "La sociedad de naturalistas neogranadinos y la tradición científica", in: Anuario Colombiano de Historia Social y de Cultura, nos. 18-19 (1990-1991), Bogotá, S. 101-123 und vor allem die neueren Arbeiten, die mit der Begriff der "transferencia" ähnlich argumentieren: Arias de Greiff, "Encuentro de Humboldt con la ciencia en la España Americana: Diálogos inesperados", sowie Arias de Greiff, "Encuentro de Humboldt con la ciencia en la España americana: transferencias en dos sentidos", in : El regreso de Humboldt. Exposición en el Museo Nacional de Colombia, Marzo-Mayo del 2001, ed. Holl, Frank, Quito: Imprenta Mariscal, 2001, S. 33-41 sowie: Holl, "El regreso de Alexander von Humboldt en Colombia y Ecuador", in: Ebenda, S. 13-29.

(98) Die ganze Kompliziertheit dieses Problems wird deutlich, wenn die Stellen in Humboldts Tagebüchern herangezogen werden, die den Zuckerrohranbau im Valle de las Guadas (Neu-Granada) mit dem Kubas vergleichen, siehe: Vorabend ..., S. 77, 98, 102-104, 252, 258f., 283 siehe auch: Reise auf dem Río Magdalena ..., S. 66, 87, 261. Humboldt Ideal einer bäuerlichen Landwirtschaft liegt bei diesem Vergleich eindeutig in Neu-Granada!

(99) Zeuske, "'Big Picture' und Mikrohistorien der Sklaverei. Transfers und Vergleiche der Emanzipation in den Amerikas" (demnächst).

 

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